Die Erdenreise Teil 38

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Nachdem Silvester eher damit vergangen war, dass Sophie und Jonas viele Instruktionen erhalten und ihre Sachen gepackt hatten, gingen sie alle rasch zu Bett, um am Morgen ausgeruht zu sein. Der Flug nach Dhaka würde um 7.30 Uhr vom Flughafen Wien starten. Jonas und Sophie hatten bereits am Nachmittag schmerzhaft Abschied von Martin, Hannes und Klara genommen und es wurde ihnen bewusst, dass sie nun auch Abschied von ihren Eltern als Sophie und Jonas nehmen mussten. In wenigen Tagen würden die echte Sophie und der echte Jonas diese Körper wieder übernehmen und Luisahim und Theorahel würden wieder in der Engelwelt sein.

Hach, den beiden war recht schwer ums Herz. Nur Jonas Vater würde mitfliegen. Die Duncans hatten beschlossen, dass sie zurück nach England fliegen und von dort die Abreise von Sophies Klasse organisieren würden und Frau Liebhart würde in Wien, gemeinsam mit dem Direktor, die Organisation übernehmen. Somit musste sich Luisa von beiden Eltern, die sie mittlerweile sehr lieb gewonnen hatte, verabschieden und Jonas sich von seiner Mutter und von Paula. Diese Mission war eindeutig nichts für sentimentale Jung-Engel. Am liebsten würden sie all die liebgewonnenen Menschen mit in die Engelwelt nehmen. Einen kleinen Trost hatten sie, dass sie zumindest jedes Jahr an Weihnachten, aus der Engelwelt heraus, nach ihnen schauen konnten. Und wer konnte schon sagen, ob nicht bald ein neues Abenteuer auf sie wartete. Qualifiziert hatten sie sich ja zur Genüge.

Der zwölfstündige Flug nach Dhaka war etwas mühsam. Luisa und Theo dachten daran, wie einfach sie als Engel immer nach Bangladesch gereist waren. Mit dem Flugzeug war das wahrlich sehr beschwerlich. Und somit kamen sie etwas gerädert an, mussten aber ihre Reise noch weiter auf dem Landweg fortsetzen. Sehr müde und zerschlagen erreichten sie Bonnotola und waren zunächst ein wenig enttäuscht, wie distanziert Mongila ihnen gegenübertrat. Aber ja, sie wusste ja nicht, wer sie waren. Im Dorf waren schon ein paar Männer dabei, große Bundeswehrzelte aufzubauen, in denen die Schüler nächste Woche wohnen würden. Mohammed, der Textilunternehmer traf kurz nach Sophie und Jonas ein und erklärte den beiden alles, was sie ja längst wussten. Aber sie ließen sich nichts anmerken.

Der Bau der Fabrik war schon sehr weit fortgeschritten und das Schulgebäude fast fertig. Jonas und Sophie lernten die zukünftigen Lehrer kennen und Herr Liebhart schaute sich an, ob er als Maschinenbauingenieur etwas beitragen konnte. Mittlerweile ging es schon auf Mitternacht zu, was in Bangladesch kein Problem zu sein schien und gemeinsam aßen sie noch ein wunderbares Mahl. Dann war es endlich Zeit schlafen zu gehen. Sophie, Jonas und Herr Liebhart erhielten eine kleine Hütte ganz für sie alleine und Jonas und Sophie hofften, dass sie dieses Privileg beibehalten durften – bis ihnen einfiel, dass es eigentlich völlig egal war, denn wenn die anderen kamen, war es für sie bereits Zeit zurück in die Engelwelt zu reisen.

Die Tage verliefen wie im Flug. Obwohl Jonas und Sophie stets wachsam waren, da sie ja nicht wussten, ob nicht irgendwo die Dunklen wieder auftauchen würden, schien alles sehr ruhig zu sein – bis in der dritten Nacht. Während sie, völlig zufrieden mit ihren bisherigen Ergebnissen, in der Hütte schliefen, pochte es plötzlich heftig an der Tür. Jonas wachte zuerst auf und rechnete damit, dass Mongila draußen stand. Er öffnete die Tür und trat vor Schreck drei Schritte zurück.  „Was macht ihr denn hier?“, fragte er und hörte, dass Sophie und Herr Liebhart auch schon wach waren. „Es wird brenzlig, wir müssen sofort etwas unternehmen“, sagte Michael und hinter ihm standen Gabriel, Uriel, Raphael und Phanuel. Jonas, der noch ziemlich verschlafen war, verstand nicht so recht. „Was wird brenzlich? Was müssen wir unternehmen?“, fragte er und zeigte verstohlen auf seinen Vater. Herr Liebhart kannte die fünf Erzengel zwar aus Martins Werkstatt, wusste aber natürlich nicht, wer sie wirklich waren. „Darauf können wir jetzt keine Rücksicht mehr nehmen. Dann müssen wir ihn eben einweihen“, sagten sie und drängten sich an Jonas vorbei in die Hütte. „Die Dunklen haben einen Plan ausgeheckt und wir können von Glück sagen, dass die großen Engel den Elohim gewarnt haben. Morgen wird alles auf dem Spiel stehen und wir müssen uns so schnell wie möglich eine Gegenwehr überlegen. Wir sind nicht alleine, sogar der Elohim hat noch Verstärkung von zwei weiteren Elohim-Engeln erhalten. Aber wir dürfen keine Zeit verlieren“, sagte Michael, während er sich in der Hütte umsah.

Herr Liebhart, der jetzt erst so richtig munter war, verstand nur Bahnhof. „Was wollten die Kollegen von Hannes hier? Für die hatte er die Erzengel bisher immer gehalten. Er hatte sie immer nur in Verbindung mit Hannes gesehen. Und von welcher Gefahr sprachen sie? Er wusste sich auf das alles keinen Reim zu machen. „Könnte mich mal bitte jemand aufklären?“ fragte er daher vollkommen verwirrt. Insgeheim hoffte er, dass dies nur ein seltsamer Traum war.

Die Erzengel, Sophie und Jonas schauten sich an und wussten, dass dies nun länger dauern würde. Sie mussten ihm ja nicht nur erklären, dass sie eigentlich keine Menschen waren, sondern sogar, dass Jonas eben gar nicht Jonas war, wie Paula es immer gesagt hatte. Sie hatten keine Ahnung wie er reagieren würde. Und offenbar sollte dies auch noch unter Zeitdruck geschehen. Gleichzeitig wollten Sophie und Jonas unbedingt wissen, welchen Plan die Dunklen ausgeheckt hatten. Was konnten sie denn jetzt noch ausrichten. Es war doch schon fast jedes Projekt in trockenen Tüchern und die Menschen spielten fleißig auf ihren Obertoninstrumenten. Eigentlich lief alles nach Plan.

Phanuel war der Erste, der seine Fassung wiederfand und sich bereit erklärte, Herrn Liebhart alles zu erklären. Es waren schwierige zwei Stunden, denn Herr Liebhart ging durch alle möglichen Gefühlszustände. Vor allen Dingen sorgte er sich schrecklich um das Wohlbefinden des echten Jonas, obwohl er immer wieder beteuerte, dass er sich das alles nicht vorstellen konnte. Er raufte sich die Haare und verzweifelte, dann wurde er wieder ruhig und besonnen und so ging das hin und her. Zwischendurch griff er zu seinem Telefon und wollte seine Frau anrufen, doch die Erzengel konnten ihn erfolgreich daran hindern. Nach zwei Stunden waren sie so weit, dass sie über die Strategie der dunklen Mächte und ihre Gegenstrategie sprechen konnten. Sie mussten sich beeilen, es blieb nicht mehr viel Zeit.

Und wie es weitergeht, erfahrt ihr morgen in der letzten Doppelfolge

Ich wünsche Euch eine gute Nacht und süße Träume

Manou

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