Was berichten Verstorbene eigentlich über Gott ist eine Frage, die mir nicht täglich, aber immer wieder gestellt wird. Und um diese zu beantworten, müssen wir uns erst einmal damit beschäftigen, wie das Leben in der geistigen Welt eigentlich ist. Und ich bin mir sicher, dass auch das nur eine Annäherung sein kann, weil wir mit unserem dreidimensionalen Denken die ganze Komplexität der geistigen Welt gar nicht erfassen können. Aber wir können versuchen, uns dem anzunähern.
Wie erleben sich Menschen nach dem physischen Tod?
Wenn wir frisch in die geistige Welt kommen, fühlen wir die Anwesenheit einer großen, universellen Liebe, das wissen wir hauptsächlich aus den Nahtodes-Forschungen von Dr. Elisabeth Kübler-Ross. Und auch im Jenseitskontakt bekommt man davon eine kleine Ahnung, weil die Menschen immer vermitteln, dass es gut ist, wie es ist. Dass sie zwar vielleicht ein wenig Sehnsucht nach ihren Angehörigen haben, die noch inkarniert sind – vor allen Dingen dann, wenn der Tod noch nicht lange her ist – aber sie vermitteln den Eindruck, dass es gut ist. Diese Menschen sind noch ganz damit beschäftigt, ihr vergangenes Leben zu betrachten. Sie sind also noch identifiziert mit der Person, die sie im letzten Leben waren. Daher können wir auch mit ihnen als diese Person sprechen. Doch dort wo diese Menschen sind, erleben sie zwar eine universelle Kraft und Liebe, aber sie sind (noch) nicht in der Nähe zur Quelle, die wir Gott nennen können, oder wie wir sie gerne benennen möchten.
Ein Vergleich dazu
Wenn wir als inkarnierte Menschen z.B. nach Amerika reisen, dann wissen wir, wer der Präsident dieses Landes ist. Sein Existenz ist allgegenwärtig, er ist die Instanz, die über allem wacht. Wir können sogar zum Weißen Haus fahren und es uns von außen betrachten und wissen oder vermuten, dass der Präsident dort drinnen ist. Aber wir haben keine direkte Wahrnehmung von ihm, weil wir nicht an ihn herankommen. Bis hierhin passt der Vergleich mit den Menschen in der geistigen Welt. Sie fühlen die Quelle, aber mehr auch nicht. Sie befinden sich noch auf den unteren Ebenen der geistigen Welt, die unsere physische Welt auf der Erde praktisch durchdringen. Sie sind uns noch ganz nah. Aber daher erleben sie nicht, was in den übergeordneten Ebenen stattfindet. Sie erhalten nur eine Ahnung davon.
Die weiteren Schritte der Menschen in der geistigen Welt
Rudolf Steiner beschreibt, dass die Menschen etwa ein Drittel der Zeit, die sie inkarniert waren, sich mit ihrem Lebenstableau beschäftigen. Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass wir Menschen ungefähr bis zu ungefähr 50 Jahre nach ihrem Ableben noch erreichen können – selten länger. Aber dies hat aus meiner Sicht damit zu tun, wie lange man auf die Mitglieder der Seelengruppe wartet. Wenn ich hier von Zeit und Jahren schreiben, so ist das nur für uns relevant. In der geistigen Welt existiert keine Zeit. Alles ist im Jetzt. Das ist für uns schwer vorstellbar, da wir ein Leben ohne Zeit nicht kennen. Wenn sich nun die Menschen in der geistigen Welt wieder als Seelengruppe zusammengefunden haben, dann beginnt die Reise in die höheren Sphären. Dabei verlieren die Menschen aber die Individualität aus dem letzten Leben und werden zur Essenz aller gelebten Leben. Sie sind wieder mit allen ihren Erfahrungen und allem Wissen vereint. Dies ist aber der Zeitpunkt, an dem wir nicht mehr in der Lage sind mit ihnen zu kommunizieren, da es sie als die letzte Inkarnation nicht mehr gibt. Als Angehörigen brauchen wir uns vor diesem Moment nicht zu fürchten, da wir ja dann selbst in der geistigen Welt sind und den Weg gemeinsam mit unseren Lieben gehen. Auch wenn wir viele Jahre später sterben.
Der Weg in die höheren Sphären
Wir reisen nun also in die höhren Sphären – ich will mal mich selbst als Beispiel nehmen. Über eine bestimmte Zeit nach meinem Ableben sind meine KollegInnen noch in der Lage mit mir zu kommunizieren, weil ich noch Manou bin, lediglich ohne Körper. Wenn ich aber weiterziehe, das heißt, wenn all meine Lieben zu mir in die geistige Welt gekommen sind und ebenfalls ihre Zeit des Lebenstableaus erledigt haben, reisen wir weiter. Wir alle verlieren dabei die letzte Individualität und werden zu dem, was wir jemals waren. Dabei erkennen wir natürlich auch, wie oft wir uns zuvor schon getroffen haben. Wir treten ein in einen Zustand der tiefen Erkenntnis. Wir sind nun nicht mehr in der Sphäre der Erde, sondern durchreisen die verschiedenen Planetensphären – Rudolf Steiner beschreibt dies sehr genau. Das würde heute aber zu weit führen. Wenn wir aber in der Sonnensphäre sind, dann treten wir in Kontakt mit Christus, dem großen Sonnenwesen. Nur können wir das niemandem mehr erzählen, weil kein Medium mehr mit uns in Kontakt treten kann.
Und wenn wir am Ende unserer Reise angekommen sind – dies nennt Steiner die Weltenmitternacht, dann entscheiden wir uns gemeinsam und mit Hilfe unserer geistigen Begleiter, wie und unter welchen Umständen wir uns wieder verkörpern werden, in welcher Konstellation wir uns verkörpern werden und was wir gemeinsam erleben. Hier werden die Pläne für das nächste Leben wieder geschmiedet. Nun machen wir uns wieder auf den Weg in das nächste physische Leben.
Dies ist der Grund, warum Verstorbene im Jenseitskontakt nichts über Gott berichten können
Ich hoffe, ich konnte deutlich machen, warum wir über den Jenseitskontakt nichts über die höhren Sphären erfahren können. Wenn wir in der geistigen Welt ankommen, haben wir zwar eine erweiterte Wahrnehmung über gewissen Zusammenhänge. Wir können sehen, wie sich Fäden von uns zu anderen Menschen gesponnen haben. Und wir können auch erleben, was wir Gutes und weniger Gutes getan haben – aus der Sicht der anderen Menschen (das habe ich gestern beschrieben), aber wir haben keine direkte Wahrnehmung von Gott. Wir sind auch nicht allwissend, sondern wir sind zunächst die, die wir auch mit Körper waren und erst in weiterer Folge erfahren und erleben wir mehr – können es aber nicht mehr mitteilen und haben vermutlich auch nicht das geringste Bedürfnis danach. Wir erleben uns dann als Teil eines riesigen, komplexen Weltenkosmos`, für den es auch hier auf der Erde ganz sicher keine Worte gibt. Das ist ja selbst bei Nahtoderlebnissen so, dass die Menschen beschreiben, dass sie für die Empfindungen und Erlebnisse keine irdischen Worte finden.
Wenn wir etwas über Gott im irdischen Dasein erfahren möchten, so dürfen wir es in Kontemplation, Gebet und Meditation üben. Jeder Mensch ist in der Lage mit dem höchsten Schöpferwesen in Kontakt zu treten – jeder Mensch zählt und ist vor diesem großen Wesen wichtig.
In diesem Sinne wünsche ich Euch und Ihnen einen kontemplativen Sonntag
Manou Gardner aka Manuela Pusker
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