Oben schauen, unten lesen 🙂 Viel Freude!
Der Tag der Wintersonnwende war gekommen. Hannes hatte eine Menge Menschen ins Studio eingeladen, um mit ihnen eine Sondersendung zum Thema der neuen Zeit und dem Kampf gegen die dunklen Mächte zu veranstalten. Es waren viele Menschen aus den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft, Finanzen, Digitalisierung, Spiritualität und so weiter, gekommen. Sie alle hatten viel zu sagen. Hannes hatte auch dafür gesorgt, dass andere Sender ebenfalls diese Veranstaltung ausstrahlen würden. In weiten Teilen des Landes, und auch in vielen anderen Ländern, saßen die Menschen vor den Fernsehern und hörten, was diese Experten zu sagen hatten.
Sie zeigten auf, wie weit die dunklen Mächte bereits sämtliche Bereiche des Lebens in Beschlag genommen hatten. Zusammenhänge zwischen all diesen Bereichen wurden besprochen und die Menschen erfuhren erstmals, wie weit dieses Netzwerk der dunklen Mächte bereits sie alle infiltriert hatte.
Noch während die Sendung lief, erreichten tausende Anrufe die Telefonzentralen der verschiedenen Sender. Die Menschen wollten wissen, wie sie aus diesen Netzwerken entrinnen konnten. Und die Experten der jeweiligen Bereiche gaben, so gut sie konnten, Auskunft. Immer wieder war auch die Rede davon, dass die geistige Welt ihnen ein Zeichen schicken wollte. Doch der Abend schritt immer weiter voran und kein Zeichen war zu sehen. Martin und Klara suchten während der Sendung den Himmel ab. Die verschiedenen Sender hatten Außenstationen eingerichtet, damit sie das Ereignis live senden konnten, aber selbst um 21.00 Uhr war noch nichts zu sehen. Hannes wurde immer nervöser. Zwar war die Sendung an sich schon ein großer Erfolg, aber das angekündigte Ereignis durfte auf keinen Fall ausbleiben! Die Experten hatten jedoch alle Hände voll zu tun, um die vielen Fragen der Menschen zu beantworten.
Gegen 23.00 Uhr brach im Studio ein Riesentumult aus und alle rannten nach draußen. Glücklicherweise war draußen schon alles vorbereitet. Die Kameras liefen und Hannes begann sofort seine Eindrücke für die Zuseher zu beschreiben.
Der Anblick war atemberaubend! Über den dunklen Nachthimmel zogen, in einer langen Reihe, hell erleuchtete Umrisse der Engel. Selbst die Erzengel brauchten einen Moment, um zu erkennen, dass es die ganz großen Engel aus den Hierarchien der Cherubim, Seraphim und Aralim waren. Auch Michael, Gabriel, Uriel, Raphael und Phanuel schauten zum Himmel und kamen aus dem Staunen nicht heraus. Die Engel strahlten ein rosa-goldenes, weiches, schimmerndes Licht aus und es wurden immer mehr. Ein schier unendlicher Strom Engel kam zwischen den Wolken hervor und zog langsam über den Himmel. Dabei war die Luft erfüllt von einem wunderbaren Summen. Es war, als würden die Engel singen, während sie über den Himmel zogen.
In allen Ländern der Welt sahen die Menschen die Erscheinung und fielen sich gegenseitig in die Arme. Selbst diejenigen Menschen, die sich bisher noch gar keine Gedanken über die dunklen Mächte gemacht hatten, erkannten plötzlich, dass nun die Erlösung nahte. Sie spürten intuitiv, dass die Zeiten sich nun wandelten. Es geschah soeben etwas Wunderbares – etwas, das vielleicht nur ein einziges Mal auf dieser Erde passierte.
Das Singen der Engel schwoll an und bald war der ganze Erdball umrundet von rosa-goldenen sanft singenden Engeln. Das Singen löste in den Menschen eine nie gekannte Euphorie und Freude aus und überall stand alles still. Alle Menschen schauten zum Himmel. Auch in den Erdteilen, in denen es hell war, waren die Engel gut zu sehen.
Sophie wachte plötzlich auf. Irgendein Geräusch hatte sie geweckt. Ihre Mutter stürmte ins Zimmer und rief ihr zu, dass sie rasch aus dem Fenster schauen sollte. Sophie zog sich einen Morgenmantel über und öffnete das Fenster.
Der Anblick der Engel am Himmel und das Singen, das sie auch geweckt hatte, kamen ihr ungewöhnlich bekannt vor. Als sie dem Schauspiel stumm folgte, fühlte sie eine Sehnsucht in ihrem Inneren, die sich wie Heimweh anfühlte. Sie stand schweigend und reagierte auch nicht auf die Aufregung der Eltern.
Irgendetwas in ihr erinnerte sich, aber sie konnte es einfach nicht fassen. Doch auch sie durchwallte ein unglaubliches Glücksgefühl. Sie konnte sich von dem Anblick gar nicht losreisen. Lange Zeit später schlüpfte sie in ihre Jacke und Hausschuhe und ging nach draußen in den Garten, um in aller Ruhe das Spektakel zu betrachten. Vor den Häusern standen die Menschen. Ganz Mountfitchet war auf den Beinen, starrte zum Himmel und jubilierte. Viele der Menschen, hier in Mountfitchet, hatten die Sendung gesehen, die mit Untertiteln auch in einigen englischen Sendern übertragen wurde. Jetzt erkannten sie, dass dies keine Fiktion war, sondern dass sie alle Zeuge eines unglaublichen Ereignisses wurden.
Sophie nahm sich vor, solange im Garten zu sitzen, bis die Erscheinung vorüber war. Doch sie schien einfach nicht zu enden. Kaum waren die einen Engel aus dem Blickfeld verschwunden, tauchten schon wieder neue auf und der immerwährende himmlische Gesang zog in ihren Körper ein. Sie hatte das Gefühl, dass nicht viel fehlte, und sie würde mit diesen wunderbaren Engeln über den Himmel ziehen.
Jonas wachte ebenfalls plötzlich auf, weil Paula ihn an der Schulter rüttelt. „Los, steh auf Jonas oder wer immer du bist. Vielleicht kannst du das erklären“, zischte Paula ihm ins Ohr. Jonas sprang aus dem Bett und rannte ebenfalls zum Fenster. Nun hörte er auch den Gesang der Engel und fühlte etwas wie eine Erinnerung. „Wieso glaubst du, dass ich das erklären kann?“, fragte er Paula. „Das weiß ich nicht, aber zuerst ist etwas mit dir geschehen und jetzt kommt das“, sagte Paula. Die Eltern winkten ihnen von unten zu. Auch hier, in Wien, waren alle Menschen auf der Straße. Es war eine unglaubliche Stimmung.
Der Zug der Engel dauerte die ganze Nacht und war am nächsten Morgen noch immer am Himmel zu sehen. Auch das Singen hielt an. Auf der ganzen Welt war an ein normales Arbeiten nicht zu denken. In allen Fernsehsendern liefen Dokumentationen, in denen Meteorologen, Physiker und andere Wissenschaftler versuchten, diese Erscheinung als besonderes Wetterphänomen zu erklären. Doch die Menschen glaubten ihnen kein Wort und sie erkannten, dass die öffentlich anerkannten Experten nun versuchten, ihnen das Ereignis als ein völlig gewöhnliches, wenngleich auch seltenes, Ereignis zu verkaufen. Nur glaubte ihnen niemand mehr. Denn die Menschen erkannten nun, dass sie schon sehr oft belogen worden waren. Sie begannen, ihrer eigenen Wahrnehmung zu vertrauen.
Obwohl das reguläre Leben, wie man es vorher gekannt hatte, stillstand, brach kein Chaos aus. Die Menschen gingen zu Fuß dahin, wohin sie wollten und sie sprachen miteinander und kümmerten sich um die Dinge, die wirklich wichtig waren. Plötzlich übernahmen die Menschen Verantwortung für alles Mögliche. Sie waren nicht mehr in ihrer stillen Resignation, sondern sie fühlten sich lebendig und hatten Freude daran, sich gegenseitig zu helfen und Lösungen zu finden.
Mongila schaute schon seit Stunden in den Himmel. Sie konnte sich an diesem Schauspiel nicht sattsehen. Und ein Gefühl des Erkennens schlich sich bei ihr ein. Theo, Luisa, Michael und Raphael – sie war sich sicher, dass die damit etwas zu tun hatten. Auch wenn sie nicht wusste, was es war. Aber seit diese Burschen aufgetaucht waren, war alles anders. Nichts war mehr so trostlos wie zuvor.
Sie saß vor ihrer kleinen Fabrik, die anderen Frauen saßen ebenfalls mit ihren Kindern bei ihr und gemeinsam genossen sie die wunderbaren Klänge, die vom Himmel zu ihnen herunterströmten. Sie waren alle eine große glückliche Familie.
Wenig später fuhr der Wagen des Textilunternehmers, Mongila durfte ihn Mohammed nennen, auf den Dorfplatz. Mit ihm stiegen eine Frau und drei Kinder aus. „Unsere Gebete wurden erhört. Sarahs Kinder sind wieder da – und sie sind unversehrt!“ Tränen flossen über sein Gesicht und auch Sarah weinte. Die Kinder strahlten einfach nur.
Der Kreis der Frauen um Mongila öffnete sich und machte Platz für Sarah, Mohammed und die Kinder. Es war ein gemeinsames, dankbares Schweigen, Beten und Lauschen. Niemand fragte Sarah, sondern alle fühlten mit ihr, fühlten ihre Erleichterung. Zwei lange Monate des Bangens und der Angst lagen hinter ihr und nun saß sie hier, im Kreis dieser wunderbaren Frauen und genoss die Tatsache, dass sie ihre Kinder wieder zurückerhalten hatte.
Immer wieder strich sie dem einen, dann dem anderen Kind über den Kopf und küsste sie immer wieder. Mohammed saß daneben und man sah ihm an, dass ihn in diesem Moment nichts auf der Welt glücklicher machen konnte, als die Tatsache, dass Sarah und ihre Kinder wieder vereint waren. Alle schauten gemeinsam zum Himmel. Keiner konnte sich erklären, was er da sah, aber sie wussten alle, dass dies auch gar nicht notwendig war. Alles war in diesem Moment gut, richtig und wahrhaftig.
Und wie es weitergeht, erfahrt ihr morgen.
Ich wünsche Euch allen eine wunderbare und gute Nacht und schöne Träume
Manou
Liebe Manou,
ich könnte stundenlang von den freudigen Ereignissen deiner Protagonisten hören!!
Danke für die berührenden Texte!!!
Liebe Grüße, Antonia
Ui, das freut mich total…❤️🙏😘