Sonntage – Auszeiten für die Seele

Im Geistigen ist jeder Sonntag ein neuer Anfang. Und gerade in Zeiten, in denen Menschen beginnen, den Glauben an das Gute zu verlieren und den Sinn des Lebens nicht mehr sehen können, bietet der Sonntag die Gelegenheit, sich wieder neu zu orientieren. Aufgeben ist ja keine Option, also gilt es, nach all den Krisen, die bereits durchgestanden sind, einfach den eigenen Kompass gut und neu auszurichten und weiter zu schreiten. Wir sind hier, weil es einen Grund hat. Wir können Menschen helfen, uns entwickeln, Neues denken, die Welt zu einem besseren Ort machen.

Sonntage sind Auszeiten aus dem Alltag

Der Sonntag sollte sich tatsächlich von den anderen Tagen unterscheiden. Es ist gut, wenn man einen Unterschied zum Einerlei des Alltag bemerkt. Nur dann bekommen wir einen Rhythmus in unser Lebensgefüge, das uns hilft Strukturen aufrecht zu erhalten, selbst wenn im Außen Strukturen zusammenbrechen.

Als ich noch in der Altenpflege gearbeitet habe (im letzten Jahrtausend), haben wir allen BewohnerInnen, egal, ob sie dement waren oder nicht, am Sonntag das besonders schöne Gewand angezogen, die Haare schön gemacht – dafür war unter der Woche oft keine Zeit – und die Herren trugen am Sonntag sogar Krawatte. Es war uns wichtig, dass unsere BewohnerInnen spürten, dass der heutige Tag etwas Besonderes war.

Einer der aufregendsten Sonntage meines Lebens

Ein Sonntag im Pflegeheim ist mir besonders in Erinnerung, das muss ich unbedingt erzählen: Die Sonntage waren ja insgesamt ein wenig gemütlicher, weil viele Dinge, die während der Woche stattfanden, am Sonntag ausfielen. Es kamen keine Ärzte zur Visite und auch keine Putzdamen, die ungestört durchwischen mussten. Só konnten wir uns sonntags immer die Zeit ein wenig freier einteilen. Nur ab ca. 14.00 Uhr wurde es meist anstrengend, weil die Angehörigen zu Besuch kamen. Aber die Vormittage waren entspannt. Manche unserer Bewohner ließen wir noch im Bett frühstücken und holten sie erst danach aus dem Bett. Und an diesem besagten Sonntag war es so, dass wir anstatt vier Schwestern nur zwei waren. Daher holte ich den Hausmeister aus dem Bett, der uns oftmals half, wenn Not am Mann war. Die andere Schwester war eine Aushilfe aus der städtischen Klinik und so starteten wir die Sonntags-Aufsteh-Runde zu dritt. Ich ging in den Bereich der Station wo die meisten Pflegebedürftigen waren und war trotz allem frohen Mutes. Die erste Dame, eine wunderbare und mobile, aber vollkommen demente, liebenswürdige Dame saß bereits aufrecht in ihrem Bett und strahlte mich an. Ich begrüßte sie fröhlich, warnte sie vor und schlug ihre Bettdecke nach hinten. Und was ich unter der Bettdecke fand verschlug mir den Atem.

Im ersten Moment musste ich noch lachen, bis ich mir bewusst machte, was dies nun bedeutete… Sie hatte über Nacht alle Gebisse der BewohnerInnen der ganzen Station eingesammelt und diese lagen nun unter ihrer Bettdecke – 36 Ober- und 36 Unterteile…. Mir wurde schlagartig klar, dass nun der Gang nach Canossa vor mir lag. Die dementen BewohnerInnen konnte ich ja anprobieren lassen, immerhin waren alle Gebisse gesäubert. Aber was sollte ich mit den anderen Menschen machen? Es ist doch nicht lustig, wenn man sechs verschiedene Gebisse anprobieren musste, bis man sein eigenes wieder hatte. Es war entsetzlich! Und dann noch Sonntag, wo die Angehörigen kamen und die erste Frage sicher sein würde: “Wo sind Mamas Zähne?” Und das Schlimmste war, ich war die Einzige, die die BewohnerInnen kannte. Ich musste da ganz alleine durch. Als erstes rief ich in der Küche an und bestellte für alle BewohnerInnen “total passiertes” Frühstück, da ja keiner Brot essen konnte. Der Koch war ein wenig verwirrt, war aber bereit, alles noch einmal zu ändern. Dann suchte ich die Zähne aus, die ich kannte und brachte sie ihren BesitzerInnen zurück. Dann begann ich die, die ich vermutete zu kennen, zunächst mal dort auszuprobieren, wo es auf wenig Widerstand stieß….ja, und dann musste ich es den Anderen gestehen. Es war der schlimmste Sonntag meiner zehnjährigen Laufbahn in der Pflege.

Aaaaaaber, diese Geschichte werde ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen. Damals wollte ich mich am liebsten in Luft auflösen – heute ist es lustig und fast der beste Sonntag meines Lebens. Übrigens bin ich überzeugt, dass es viele BewohnerInnen gab, die niemals mehr ihre eigenen Zähne zurückerhielten, aber irgendwie glätteten sich die Wogen. Ab diesem Tag standen die Kukident-Becher auf den Alibert Schränken und nicht mehr an den Waschbecken.

Sonntage als Freizeit für die Seele

In unserem privaten Leben können wir uns nun eigene Sonntags-Rituale erschaffen. Ich liebe es, mich nach dem Sonntagsfrühstück, das die ganze Familie gemeinsam gegen 10.00 Uhr einnimmt, mich noch einmal auf das Sofa zurückzuziehen und eine Stunde zu lesen. Dann ist der Sonntag natürlich wunderbar, um sich mit lieben Menschen zu treffen. Heute bekomme ich auch sehr lieben Besuch. Es ist egal, was man macht. Die Hauptsache ist, dass es sich von den Werktagen unterscheidet. Es sind oft die kleinen Dinge, die uns neue Inspiration bringen.

In diesem Sinne wünsche ich Euch und Ihnen allen einen wunderschönen Sonntag

Manou Gardner Medium aka Manuela Pusker

Bild von S. Hermann & F. Richter auf Pixabay

Das Sonntags-Wunder

Der Titel “Das Sonntags-Wunder” mag vielleicht auf den ersten Blick etwas seltsam und vor allem so klingen, als sei es etwas, das vielleicht – wenn überhaupt – nur ganz auserwählten Menschen passieren kann. Doch nein! Das Sonntags-Wunder ist etwas, das jedem/jeder von uns, jede Woche passieren kann. Warum das so ist, erfahren Sie hier:

Der Sonntag, als der Tag der Ruhe und Entspannung birgt eine Menge Überraschungen, vor allem, wenn wir ihn wirklich zelebrieren. An jedem Sonntag können wir uns neu erfinden. Und das, was uns WIRKLICH wichtig ist, kann sich aus der Ruhe heraus offenbaren. Nur wenn wir uns die Zeit geben, unsere Gedanken fließen zu lassen. Wenn wir nicht auch noch den Sonntag vollstopfen mit Aktivitäten, dann kann die Inspiration zu uns sprechen.

Über die Bedeutungen und Qualitäten der einzelnen Tage habe ich hier geschrieben.

Der Sonntag – Quelle der Inspiration

Nach einer arbeitsreichen Woche und vielen To-Dos auf der Liste, bietet der Sonntag die Möglichkeit, wieder mit seinem eigenen Inneren in Kontakt zu kommen. Während wir von Montag bis Samstag oftmals von so vielen Tätigkeiten und Themen eingenommen sind, bietet sich der Sonntag für Kontemplation an. Das bedeutet, dass man einen ganzen Tag lang nichts MUSS. Natürlich können wir Dinge tun, die wir gerne tun, aber in einer anderen Form als unter der Woche. Ich persönlich bügle meist an Sonntagen. Wenn ich darüber spreche, ernte ich meist Mitleid. “Die Arme muss am Sonntag bügeln!” Aber das stimmt nicht. Erstens muss ich es nicht und zweitens bringt mich dieses ruhige Gleiten über die Wäsche in einen sehr entspannten Zustand, bei dem die Gedanken leise vor sich hinplätschern. Dazu muss ich sagen, dass ich es mag, Dinge zu tun, bei denen ich nicht denken muss, sondern einfach meine Hände beschäftigt sind, und meine Gedanken Flügel bekommen. Viele meiner Ideen kommen aus den sonntäglichen Bügel-Sessions. Natürlich kann man statt bügeln auch Rosen schneiden oder Spazieren gehen, Bücher lesen…jeder wie er mag…

Wichtig dabei ist nur: Alles kann – nichts muss! Es darf ruhige Freiheit und Frei-Zeit sein. Und dabei verarbeitet man eine Menge Eindrücke, die sich über die Woche angesammelt haben. Deshalb entscheide ich mich bewusst auch dafür, nicht unbedingt den ganzen Sonntag zu lesen oder auf andere Art Informationen aufzunehmen. Sonst kommen zu den vielen Eindrücken der Woche gleich weitere hinzu.

Aber wie geschehen jetzt die Wunder?

Die Wunder können dadurch geschehen, dass durch das ruhige Plätschern der Gedanken, Inspirationen unseren Geist erreichen, die unter der Woche nicht durchkommen. Solange wir ständig Denken, Planen, Erledigen etc. sind wir nicht aufnahmefähig für die kleinen Impulse, durch die die geistige Welt zu uns spricht. Erst in der Ruhe des Geistes schaffen wir es, unser Leben im größeren Zusammenhang zu sehen, unsere Wahrnehmungen zu schärfen und eventuell auch einen Teil dieses ruhigen Geistes mit in die beginnende Woche zu nehmen. Das ist der fruchtbare Boden auf dem Erkenntnisse wachsen.

Und diese Wunder können sich so auswirken, dass sich eine Idee, eine Inspiration in unserem Geist einnistet und dass wir sie gewähren lassen. Alleine durch die Anwesenheit der Idee oder der Inspiration setzen sich augenblicklich gewissen Mechanismen in der geistigen Welt in Gang, da die geistige Welt darauf erpicht ist, uns bei der Erfüllung unseres Lebensplanes zu helfen. Aber erst wenn wir soweit in die Ruhe gekommen sind, dass wir unseren Geist auf Empfang gestellt haben, kann der Prozess beginnen.

Daher ist jeder Sonntag wunderbar dazu geeignet, diesen Erkenntnis-Prozess in Gang zu setzen und die Weichen für ein völlig neues Leben zu stellen.