Die Faszination von Büchern – eine persönliche Geschichte

Ich war immer schon eine Leseratte. Bücher brachten und bringen mich in eine andere Welt. Das Schlimmste war immer, wenn ich das letzte einer mehrbändigen Reihe gelesen hatte – das war, wie Freunde zu verlieren. Deshalb zögerte ich diesen Moment oft besonders lange raus und las stattdessen andere Bücher dazwischen. Dies führte so weit, dass meine Oma, bei der ich lebte, immer sagte, ich solle aufhören, ständig die Nase in Bücher zu stecken und lieber fernschauen, sonst bekäme ich schlechte Augen. 🙂 Und da sie besonders sparsam war, durfte niemals in zwei Zimmern gleichzeitig Licht eingeschaltet sein. Es durfte nicht einmal im Wohnzimmer Licht gemacht werden, wenn der Fernseher lief. Daher las ich immer direkt vor dem Fernseher, da dies die einzige Lichtquelle war, und hielt mir dabei die Ohren zu. Sie hat es nicht geschafft, mich davon zu überzeugen, dass Fernsehen besser sei als Bücher zu lesen – bis heute nicht.

Die Beschaffung des Lesestoffes

Das Problem war als Kind für mich die Beschaffung. Ich komme aus sehr einfachen Verhältnissen und Bücher waren in der Welt meiner Familie etwas so vollkommen Unnötiges, dass ich während meiner ganzen Kindheit nur ein einziges Buch geschenkt bekommen habe, obwohl ich kaum etwas anderes tat als lesen. Dieses Buch war mein ganzer Schatz und ich liebte es so sehr, dass ich sogar mein erstes Kind danach benannte habe. Es war “Delia, die weiße Indianerin” von Marie Louise Fischer – meine älteste Tochter heißt Delia und das Buch steht jetzt bei ihr.

Die Schulbibliothek hatte ich schon in der Unterstufe durch und der Fahrer des Bücherbusses, der alle vier Wochen in unser Dorf kam, schaute mich oft bedauernd an, schüttelte den Kopf und überbrachte mir die schreckliche Nachricht, dass er wieder nichts Neues für mich hätte. Die wenigen Male, wenn der Inhalt des Bücherbusses getauscht wurde, waren für mich reinste Festtage. Und dann durfte ich so viele Bücher mitnehmen, wie ich tragen konnte. Wenn ich mit diesem Schatz nach Hause kam, breitete ich sie vor mir auf dem Tisch aus und dachte lange darüber nach, in welcher Reihenfolge ich sie lesen würde. Das war wie Weihnachten und Ostern gemeinsam. Außer mir durfte niemand so viele Bücher mitnehmen. Ich war sehr privilegiert! Leider kam dies höchstens einmal pro Jahr vor, aber dann war ich mehrere Monate versorgt. Also las ich viele Bücher mehrfach und musste mir andere Wege überlegen, wie ich in den anderen Monaten an den begehrten Lesestoff kam. Geld hatte ich keines. Aber es gab einen Gemischtwarenladen, einen der alten Sorte, in unserem Dorf, dessen Besitzer mir recht wohlgesonnen war. Und so verbrachte ich die Zeit, in der ich nichts zu lesen hatte, in einer dunklen staubigen Ecke dieses Ladens und las auch noch alle Groschenromane. Zum Kaufen hatte ich kein Geld, aber ich durfte sie dort lesen. Die Arzt- und Adelsromane fesselten mich nicht so sehr wie John Sinclair, Dämonenkiller und so weiter. Und das Beste war, es kamen jede Woche neue. Als ich zwölf Jahre alt war, bekam ich die Chance auf einen Nebenjob. Ich trug Zeitschriften aus, die die Menschen abonniert hatten. Diese Zeitschriften wurden Anfang der Woche zu mir nach Hause geliefert und die Abonnenten mussten nun lernen zu warten, bis ich sie alle gelesen hatte. Somit gewöhnte ich die Kunden daran, dass sie ihre Zeitschriften erst Ende der Woche bekamen. Das war eine weitere Quelle für mich. Denn morgens nur den Aufdruck der Milchpackung zu lesen war auf Dauer langeweilig – das mache ich übrigens bis heute. Wenn irgendwas auf dem Tisch steht, das einen Aufdruck hat, muss es sofort gelesen werden.

Mein größter Wunsch

Als ich ungefähr acht oder neun Jahre alt war, erfuhr ich, dass viele Bücher in der Vatikanbibliothek verborgen seien, und dass dort unglaubliches Wissen versteckt war. Dies führte dazu, dass ich den festen Wunsch entwickelte, eines Tages in die Vatikanbibliothek eingesperrt zu werden. Das war der einzige Grund, warum ich als dritte Fremdsprache Latein lernte. Erst viel später erfuhr ich, dass die meisten Bücher im Vatikan altgriechisch und hebräisch sind. Aber Latein brachte mir im späteren Leben noch viele Vorteile. Leider war ich bis heute nicht in der Vatikanbibliothek.

Die Manie hält an

Der in der Kindheit unerfüllte Wunsch, viele Bücher zu besitzen hat sich so ausgewirkt, dass ich immer noch wöchentlich mehrere Bücher kaufe und bis heute verschafft es mir größte Genugtuung, mit der Nase in einem Buch auf dem Sofa zu liegen. Es gibt nichts Besseres! Allerdings treibt dies auch nicht selten rechte Stilblüten, da ich – zu egal welchem Thema – erst einmal eine ganze Reihe Bücher lesen muss. Dies führt dazu, dass sich in meinen Regalen über Jahre die Gartenratgeber sammelten, im Garten aber außer Wildkräutern nichts wuchs. Leider reicht es im echten Leben nicht, sich das Wissen lesend anzueignen. Man muss es auch umsetzen. Das nervt mich oft. Ganz persönlich würde es mir oft genügen, in der Theorie zu bleiben 🙂 Das Gleiche ist übrigens mit Diät-Ratgebern….blöd!

Erfolg im Leben durch Lesen 🙂

Ich kann wirklich sagen, dass mir das Lesen echte Erfolge gebracht hat. Wenn meine Kinder irgendwo ein Wissensquiz spielen, werde ich zum Telefonjoker ernannt, da sie – O-Ton: mein “Archiv des nutzlosen Wissens” – schätzen. 🙂

Ich meine, das ist doch was! Nicht jeder kann von sich behaupten ein gefragter Telefon-Joker zu sein. Ich finde, es hat sich gelohnt, viele Stunden mit der Nase in Büchern zu verbringen. Davon abgesehen, dass ich schon in so viele Welten abgetaucht bin und damit mein Leben oft erträglicher gemacht habe.

Was ich damit sagen wollte, ist eigentlich….nichts. Ich wollte es nur mal erzählt haben. Achja, das Lustige ist, dass mein Geburtstag am 23.04. ist – dem Welttag des Buches….schon witzig, oder?

Ich wünsche Euch und Ihnen allen viele schöne Bücher und einen wunderschönen Freitag und Start ins Wochenende!

Liebe Grüße

Manou Gardner Medium aka Manuela Pusker

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Der Herbst als Mystiker – vom Zauber des Herbstnebels

Wenn die sonnigen Tage sich dem Ende zuneigen und der Herbst mit Regen und Nebel ins Land zieht, ist für viele Menschen die Zeit der schönen Tage vorbei. Aber wenn wir uns innerlich auf die Melancholie und das Vergehen der Natur einlassen können, erscheint der Herbst wie ein großer Mystiker. Die Orientierung liegt jetzt nicht mehr im Außen. Herbst ist die Zeit des Rückzugs und der Innenschau. Niemals können wir uns selbst näher kommen, als im Herbst. Wenn wir hinaus schauen, und alles dunkel und trüb ist, lenkt uns nichts ab. Wir sind auf uns zurückgeworfen. Wir dürfen das Vergehen spüren, das ja auch Teil unserer Existenz ist. Nichts währt ewig. Aber nichts vergeht auch für ewig. Wir wissen aus vielen Jahren Erfahrung, dass der Frühling unweigerlich wieder kommen wird. Aber noch ist das weit weg. Noch sind wir mitten im Vergehen. Die Blätter fallen von den Bäumen, die Nebel huschen über die Erde, es wird immer früher dunkel. Zeit für Innenschau und Kontemplation.

Mystischer, geheimnnisvoller Herbst

Der Herbst lädt dazu ein, innerlich ruhiger zu werden. Duch das frühe Hereinbrechen der Dunkelheit, sind wir früher im Haus und können die länger werdenden Abend dazu benutzen, einmal auf uns selbst und unser Leben zu schauen. Viele Menschen mögen den Herbst deshalb nicht, weil sie genau davor – eine meist unbestimmte und diffuse – Angst haben. Aber da gibt es nichts zu befürchten. Wir sind, wer wir sind und wie wir sind – ob wir hinschauen oder nicht. Lediglich die Möglichkeiten des Ausweichens werden geringer.

Und die Mystik des Herbstes zeigt sich uns am deutlichsten in den frühen Morgen- und Abenstunden. Spaziergänge um diese Zeit lassen in unserer Seele Bilder aufsteigen, die mit uns kommunizieren. Die Kräfte, die da wirken, unterscheiden sich von den Sommerkräften, sodass Ihre Seele die Möglichkeit bekommt, ganz neue Saiten in sich zum Klingen zu bringen. Fürchten Sie sich nicht vor dieser Melancholie. Je unangenehmer Sie Ihnen ist, umso näher ist sie Ihnen. Die menschliche Gewohnheit, sich nur mit der Sonnenseite beschäftigen zu wollen, beraubt uns unserer eigenen Tiefe und Harmonie. Denn alles, was wir verdrängen, alles dem wir ausweichen, macht sich doch irgendwann bemerkbar. Sie müssen auch nicht fürchten, dass diese Melancholie Sie in die Depression treibt. In den meisten Fällen bringt sie uns lediglich weg von der Schnelllebigkeit und der Oberflächlichkeit des “normalen” Alltags.

Erlauben Sie dem Herbst, Sie zu entschleunigen

Spätestens nach der Zeitrückstellung werden die Abende viel länger. Die Zeit zwischen Abend und Zubettgehen erlaubt uns, zur Ruhe zu kommen. Schon seit jeher war der Herbst, wenn die Felder abgeerntet und die Gärten versorgt waren, die Zeit des abendlichen Beisammenseins, die Zeit der mündlich überlieferten Geschichten und die Zeit der Handarbeiten. Dies ist der natürliche Rhythmus aus einer Zeit, in der es im Außen ganz wenig Zerstreuung gab. Und immer noch ist dieses Bedürfnis in uns vorhanden. Wir müssen ihm nur Raum geben.

Ich möchte Ihnen und Euch gerne ein paar Inspirationen für lange Herbstabende geben

Niemals ist es wichtiger als im Herbst oder Winter, dass wir uns in unserem Zuhause wohlfühlen. Das Zuhause ist der Ort, an dem wir sicher und geschützt sind und worin wir uns regenerieren. Es ist unser erweitertes Energiefeld. (Dazu schreibe ich morgen mehr!) Hier nun ein paar ganz einfache Ideen, womit Sie Ihre Herbstabende füllen können:

  • Lassen Sie den Fernseher aus. Zünden Sie eine Kerze an, halten Sie Zwiesprache mit sich selbst.
  • Überlegen Sie, wie Sie Ihre Kreativität im Herbst einsetzen können. Beginnen Sie ein Hobby. Ob das Handarbeiten oder Kochen oder Backen ist, oder ob Sie sich in Kalligraphie oder der Schriftstellerei üben – es ist ganz egal. Wichtig ist nur, dass Sie dabei Ihrem Inneren Ausdruck verleihen können.
  • Lesen Sie gute und inspirierende Bücher
  • Schreiben Sie doch mal wieder einen Brief
  • Dekorieren Sie Ihr Zuhause neu
  • Gönnen Sie sich einen heißen Tee und ein paar Kekse und seien Sie einfach mal gut mit sich selbst
  • Oftmals ist es hilfreich, wenn man sich schöne warme Socken – möglichst aus Wolle und ein gemütliches Heimdress zulegt – das ist auch eine Art der inneren Wertschätzung
  • Meditieren Sie – Anleitungen dazu finden Sie auf Youtube und Co

Und wenn Sie jetzt denken, dass das doch alles all zu einfach und zu “normal” klingt, dann darf ich Sie daran erinnern, dass der Weg zu uns selbst, in unsere eigene Mitte, ziemlich unspektakulär ist. Wir sind das nicht mehr gewohnt, dass nicht etwas mit Pauken und Trompeten in unser Leben tritt, sondern ganz langsam und unaufgeregt Einzug in unsere Seele hält.

Ich wünsche Ihnen und Euch einen wunderschönen Herbst-Samstag

Manou Gardner Medium