Die Erdenreise Teil 37

oben schauen, unten lesen – viel Freude!

Jonas und Sophie, die ja jetzt auch Theo und Luisa waren, fühlten sich von den Ereignissen vollkommen überrollt, aber überglücklich. Endlich waren sie wieder die Engel, die sie waren. Und natürlich hatte der Elohim einen Plan für sie. Er und die anderen großen Engel würden dafür sorgen, dass sie sich mit den anderen zehn Engeln beim ersten Durchgang des fliegenden Klassenzimmers treffen würden. Und mit ihrer geballten Kraft, würden sie in den nächsten Tagen noch einmal richtig durchstarten. Aber zunächst stand am nächsten Tag Silvester auf dem Programm und sie konnten noch ein wenig in der Erinnerung schwelgen. „Wollen wir deinen Eltern vorschlagen, dass ihr heute bei uns übernachtet? Dann können wir noch ewig lange plaudern“, schlug Jonas vor. Sophie war begeistert. „Oh, das ist eine tolle Idee! Hoffentlich sind sie damit einverstanden“, sagte sie. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass sie, solange sie diese Rollen noch hatten, sich mit diesen Namen ansprechen würden.

Bevor sie gingen, vereinbarten sie mit dem Elohim, den Erzengeln, Martin, Hannes und Klara, dass sie sich am morgigen Silvestertag unbedingt noch einmal treffen sollten, um alles Weitere zu besprechen. Doch nun war es Zeit, dass sie alle zur Ruhe kamen. Jonas und Sophie riefen sich, wie mit den Eltern vereinbart, ein Taxi und gaben die Wohnadresse an. Als sie die Tür öffneten hörten sie lautes Stimmengewirr. Ihre Eltern und der Direktor waren in begeisterten Diskussionen vertieft. „Oh, da seid ihr ja wieder“, sagte Sophies Vater und Sophie fiel gleich mit der Tür ins Haus: „Wäre es möglich, dass wir hier schlafen?“, fragte sie. „Jonas und ich haben uns noch so viel zu erzählen.“ Die Erwachsenen schauten alle ein wenig verdutzt. Der Direktor kratzte sich am Kinn. „Das träfe sich jetzt gar nicht so schlecht. Mir fällt gerade ein, dass ich ganz vergessen habe, ein Hotel zu reservieren. Allerdings würden wir auch sicher noch eines finden.“ Frau Liebhart, die Praktische der Familie, hatte sehr schnell eine Entscheidung getroffen. „Wenn Sophie auf deinem Sofa schlafen darf, könnte ich für die Eltern das Bett im Gästezimmer anbieten. Dann ginge das schon und wir könnten hier bis zum Umfallen noch weitere Pläne schmieden. Wollt ihr wissen, was wir schon alles herausgefunden haben?“, fragte sie weiter. Jonas und Sophie schüttelten den Kopf. „Wäre es möglich, dass ihr uns das alles beim Frühstück erzählt?“, fragte Jonas.

Jonas fiel auf, dass die Erwachsenen auch schon ziemlich rote Wangen hatten und auf dem Tisch standen bereits zwei leere Weinflaschen. Sie schienen gerade eine Mischung aus Planung und Party zu veranstalten. Selbst der Direktor versuchte zwar nüchtern zu wirken, war es aber eindeutig nicht mehr wirklich. Jonas musste schmunzeln. So ausgelassen hatte er ihn noch nie gesehen. Aber neue Zeiten brachten eben auch neue Sitten mit sich, dachte er sich insgeheim.

Daher war niemand enttäuscht, dass sie sich jetzt gar nicht so brennend für die Planung interessierten. „Wo ist Paula?“, fragte Jonas. „Paula ist auf dem Sofa eingeschlafen und ich habe sie ins Bett gebracht“, antwortete sein Vater. Jonas freute sich. Das hieß, dass er mit Luisa, die er noch Sophie nennen musste, jetzt ungestört war. „Dann werden wir auch mal ins Bett gehen“, sagte er und zupfte Sophie am Ärmel. „Gute Nacht“, schallte es vom Tisch zu ihnen her. Die beiden grinsten und machten sich auf den Weg zu Jonas Zimmer. „Hast du noch Hunger?“, fragte er Sophie. „Ein wenig schon“, antwortete diese. Sie machten noch einen kleinen Umweg in die Küche und nahmen sich einen Teller mit allerlei Snacks mit. Der Abend konnte beginnen. Sie erzählten und erzählten sich haarklein, was sie bisher alles erlebt hatten und sie waren sich einig, dass sie, bevor sie wieder zurück in die Engelwelt gingen, auf jeden Fall noch einmal Mongila besuchen wollten. Doch sie sahen als Jonas und Sophie völlig anders aus und würden sich ihr kaum zeigen können. Aber sie mussten unbedingt wissen, wie es ihr in der Zwischenzeit ergangen war. Sie schnatterten aufgeregt, bis sie beide von der Müdigkeit übermannt wurden und einschliefen.

Am nächsten Morgen waren die Liebharts schon früh wach, obwohl sie so spät ins Bett gegangen waren. Jonas und Sophie hörten das Klappern von Geschirr und nahmen sich vor, dass sie sich ganz leise verhalten würden, bis alles fertig vorbereitet war. Dies gelang ihnen auch. Und nun waren sie tatsächlich sehr gespannt darauf, was die Erwachsenen ihnen berichten würden.

Es läutete an der Tür. Gedämpft hörten sie die Stimme des Direktors und die einer Frau, die sie nicht zuordnen konnten. Leise schlichen sie zur Treppe und versuchten etwas zu erkennen. Aber alles spielte sich in Küche und Esszimmer ab und das war von hier aus nicht zu sehen. „Ich denke, das Frühstück dürfte bald fertig sein. Ziehen wir uns an und gehen hinunter“, sagte Jonas und grinste.

Am Tisch saßen die Liebharts, die Duncans, der Direktor und eine unbekannte Frau, die sich sehr bald als eine der wichtigsten Sponsorinnen für das Wiener Projekt des fliegenden Klassenzimmers entpuppte. „So, da die jungen Herrschaften nun vielleicht gewillt sein werden, unsere Pläne zu hören, werden wir sie an unserer Genialität teilhaben lassen“, sagte der Direktor und Jonas wunderte sich erneut, wie ausgelassen er sein konnte. „Wir sind gewillt und ganz Ohr“, antwortete Jonas und sah die sechs Erwachsenen aufmunternd an.

„Ihr beiden reist bereits morgen als Vorhut voraus, um vor Ort alles auszukundschaften“, fiel Herr Liebhart dem Direktor ins Wort, bevor dieser auch nur etwas sagen konnte. „Und ich werde euch begleiten“, fügte er hinzu. „Wir haben nämlich heute Nacht so genial geplant, dass wir mit dem fliegenden Klassenzimmer nicht nur ein paar wenige Projekte unterstützen können, sondern wir haben uns mit ganz vielen Projekten vernetzt, die sich über unsere, bzw. eure Unterstützung riesig freuen. Und ihr beiden seid die ersten, die das Projekt praktisch aus der Taufe heben“, sagte er und schaute Jonas und Sophie voller Begeisterung an.

Jonas räusperte sich und sagte nüchtern: „Paps, glaubst du nicht, dass da noch eine ganze Menge Information fehlt?“ Herr Liebhart schaute ein wenig irritiert. „Was fehlt denn?“, fragte er und schaute tatsächlich etwas ratlos. „Das Reiseziel, zum Beispiel“, sagte Sophie und brach gemeinsam mit Jonas in schallendes Gelächter aus. „Nur zu eurer Information. Wir haben eurem feuchtfröhlichen Treffen gestern Abend nicht beigewohnt und es wäre super, wenn ihr uns ein paar Eckdaten nennen könntet“, sagte Jonas.

Nun mussten auch die Erwachsenen lachen. „Ihr fliegt zuerst nach Bangladesch. Da haben wir einen Sponsor, der eine ganz neuartige Textilfabrik aufbaut, in der die Mitarbeiter fair bezahlt werden und die Kinder der Mitarbeiter eine Schulausbildung erhalten“, mischte sich nun die fremde Dame ins Gespräch ein. „Wir fliegen nach Bonnotola!“, rief Sophie freudig aus. Am Tisch wurde es still. „Woher weißt du, wo die Fabrik gebaut werden wird?“, fragte Herr Duncan etwas irritiert und alle Augen richteten sich auf Sophie. Diese biss sich auf die Unterlippe. „Wir haben zufällig von dem Projekt gehört. Hannes hat uns gestern davon erzählt“, fiel Jonas schlagfertig als Erwiderung ein und hoffte, dass das große Sonnenwesen ihm diese Lüge verzeihen würde. Damit waren alle zufrieden. „Genau, ihr fliegt nach Bonnotola. Eure Aufgabe wird sein, dabei zu helfen, alle Materialien, die die Schule braucht, zu definieren und auch für eure Klassenkollegen Wohnmöglichkeiten zu besorgen. Für euch haben wir schon einen Platz gefunden und wenn ihr unten alles geregelt habt, kommen eure Schulklassen nach. Wir denken, ihr habt eine Woche Zeit, dann können sich die anderen Schüler auch darauf vorbereiten. Soeben werden bereits alle Eltern kontaktiert“, ergänzte der Direktor. Sophie und Jonas kniffen sich unter dem Tisch gegenseitig in die Knie, so sehr freuten sie sich darauf, Mongila so bald wiederzusehen.

Der Vormittag verlief wie im Flug mit Besprechungen, Planungen, Buchungen von Flügen und Sophie und Jonas erinnerten sich, dass sie sich ja noch mit dem Elohim, den Erzengeln, Hannes, Klara und Martin treffen wollten. Längst war besprochen, dass die Anwesenden Silvester gemeinsam feiern würden und somit störte es niemanden, dass die beiden sich auf den Weg machten. Kurz bevor sie das Haus verließen, zupfte Paula Jonas an der Jacke. „Ich habe gewusst, dass etwas mit dir nicht stimmt. Kommt der echte Jonas bald zurück?“, wisperte sie. Theo schaute ihr tief in die Augen, nahm sie in den Arm und sagte: „Ja, schon sehr bald.“ Paula lächelte zufrieden. Beim Hinausgehen fragte Sophie: „Woher hat sie es gewusst?“ Jonas-Theo zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung, aber sie hat die ganze Sache als Einzige durchschaut.“

Bei Klara angekommen, wurde Theo und Luisa nun bewusst, dass sie schon wieder Abschied nehmen mussten. Sie würden, noch während sie in Bangladesch waren, wieder in die Engelwelt zurückkehren. Das bedeutete, dass sie sich von Hannes, Martin und Klara endgültig verabschieden mussten. „Ein bisschen viel Abschied“, sagte Theo, der sich gerade gar nicht als Jonas fühlte. Alle nickten traurig. „Aber noch sind wir beisammen und haben eine Menge zu besprechen“, versuchte der Elohim die Stimmung ein wenig aufzuheitern.

Und wie es weitergeht, erfahrt ihr morgen

Ich wünsche Euch eine wunderbare Nacht und schöne Träume

Manou

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