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Jonas verbrachte einen wunderbaren Heiligen Abend mit der Familie. Seine Eltern und auch Paula waren an dem ganzen Geschehen sehr interessiert, allerdings auch etwas ratlos. Sie hatten die Sendung von Hannes geschaut, in der das Schulprojekt mit den neunten Klassen vorgestellt wurde, und speziell Herr Liebhart, Jonas Vater, war der ganzen Sache gegenüber sehr aufgeschlossen. Jonas musste am ersten Weihnachtsfeiertag, beim Frühstück, noch einmal das ganze Gespräch mit Hannes erzählen, das er mit ihm geführt hatte, als sie sich bei der Maria Theresien Statue beim Taubenfüttern mit Hannes geführt hatte.
Jonas Vater interessierte sich dafür, wie es passiert war, dass sie plötzlich damit begonnen hatten, neue Ideen in die Welt zu bringen, bei denen die Menschen sich gegenseitig helfen konnten um all die Missstände zu beseitigen die die ganze Zeit vorhanden waren.
Herr Liebhart rief sich die Schläfen und sagte: „Für mich ist es heute, nur wenige Tage nachdem die ganze Sache aufgekommen ist, eigentlich unvorstellbar, wie wir die ganze Zeit nur auf uns selbst geschaut haben. Es ist doch verrückt. Die Welt ist voller Leid und Menschen, Tiere und der ganze Planet werden ausgebeutet und wir tun nichts dagegen. So war das nun seit Jahrzehnten und keiner von uns hat sich daran gestört. Wir haben gelebt, als gäbe es kein Morgen mehr, und als wäre das Leid, die Trauer, die Verzweiflung und der Hunger in vielen Gegenden der Welt, eine ganz natürliche Sache. Ich auf jeden Fall kann nach Weihnachten nicht mehr zur Arbeit gehen, wie zuvor. Ich arbeite in einem Unternehmen, das andere Menschen vollkommen ausbeutet. Ich wusste es immer, habe aber auch nichts dagegen unternommen. Jetzt fühle ich mich ganz schlecht.“
Jonas hörte sich die Worte seines Vaters an und dachte darüber nach. „Ich denke nicht, dass du dich schlecht fühlen musst. Aber ich glaube, dass wir alle umdenken müssen. Es muss doch möglich sein, dass alle Menschen auf der Welt in einer sicheren Existenz leben und dass wir aufhören, Tiere, Menschen und den Planeten auszubeuten. Es muss neue Wege geben. Und ich habe das Gefühl, dass niemand mehr die alten Wege einschlagen will.“
„Was haltet ihr davon, wenn ich mich für dieses Schulprojekt bewerbe? Ich habe Maschinenbau studiert und kann ganz sicher etwas beitragen, um Menschen bessere Lebensumstände zu ermöglichen“, fragte Herr Liebhart. Frau Liebhart schaute eine Weile zum Fenster hinaus. „Ja, du hast vielleicht recht. Natürlich mache ich mir Sorgen darüber, wie wir unseren Lebensstandard aufrechterhalten können. Aber vielleicht ist das ja gar nicht der wichtigste Aspekt. Vielleicht müssen wir alle einen ganzen Schritt zurücktreten und einfach alles noch einmal neu denken. Das ist gar nicht einfach. Ich finde deine Idee, dich für das Schulprojekt zu bewerben, gut. Auch ich überlege, wie ich mich in dieser neuen Situation nützlich machen könnte. Ich bin Publizistin, mache aber einen Bürojob. Vielleicht sollte ich diese ganzen Projekte begleiten und darüber schreiben. Ich könnte mir vorstellen, dass ich bei den Pilotprojekten dabei bin und die Dokumentation mache, damit die nächsten, die so ein Projekt planen, nicht auch wieder ganz von vorne beginnen müssen. Zum Beispiel könnte ich in dieser Werkstatt beginnen, von der Jonas erzählt hat. Ich könnte einfach ein paar Tage dort verbringen und alles genau dokumentieren.“
Herr Liebhart und Jonas fanden die Idee super. „Dann lasst uns doch nach den Feiertagen gemeinsam dahingehen. Und ich könnte meinen Direktor fragen, ob wir nicht mit meiner Klasse, ich bin ja in der neunten Schulstufe, dieses Projekt beginnen können. Dann würden wir uns auch schon mal nützlich machen.“ Paula war die einzige, die noch zu klein war, um irgendwo mitzumachen. Aber sie hörte der Familie gespannt zu und spürte, dass große Veränderungen auf sie zukommen würden. Und sie freute sich darauf. Etwas in ihrem Inneren sagte ihr, dass dies absolut richtig war, was gerade geschah.
Sophie und ihre Eltern saßen ebenfalls um den Tisch und überlegten, wie sie zu der ganzen Veränderung standen. Sophies Vater war noch ein wenig skeptisch. „Es ist alles sehr seltsam, und ich erkenne die Welt nicht mehr. Vor wenigen Tagen oder Wochen hatte ich noch einen Plan, wie es in meinem Leben weitergehen soll. Ich wollte Chefarzt werden und dann irgendwann meine eigene Praxis eröffnen. Und plötzlich fliegt uns das alles um die Ohren. Wenn ich diese Sendung sehe, in der sich die Menschen zusammenfinden und neue Projekte gemeinsam umsetzen wollen, dann begeistert mich das auf der einen Seite, weil natürlich nicht zu leugnen ist, was gerade passiert und dass früher nicht alles optimal war. Aber es bringt meine Pläne durcheinander. Ich hatte mit einem Leben einfach etwas Anderes vorgehabt und ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll. Sophie schluckte. Sie verstand ihren Vater sehr gut. Sie hatte ja selbst erlebt, wie sehr er sich ins Zeug legte, aber natürlich steckte auch er in einem System drinnen, das ihn auch vorher unglücklich gemacht hatte.
„Schau mal Paps, ich kann mich daran erinnern, wie verzweifelt du immer warst, dass die Menschen bei euch im Krankenhaus vollkommen alleine gelassen wurden beim Sterben. Du hast immer und immer wieder davon gesprochen und fandest das so traurig. Wäre nicht dies etwas, womit du dich nun beschäftigen könntest?“, fragte Sophie.
Herr Duncan schluckte. Sophie hatte natürlich recht. Er hatte das oft bemängelt. Doch er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, wie er es ändern könnte. Überhaupt hatte er sich nie in der Lage gesehen, etwas daran zu verändern. Er dachte immer, dass dies andere Menschen machen müssten, Entscheidungsträger in der Klinikleitung oder sogar in der Politik. Er, als kleiner Arzt, sah sich dafür nie verantwortlich. Und jetzt war es plötzlich anders. Er fühlte sich nun für alles, was geschah und woran er beteiligt war, verantwortlich. Das hatte sich alles vollkommen verändert. „Was sagst du, Mariam?“, fragte er Sophies Mutter.
„Tja, auch ich bin derzeit ein wenig überfordert. Ich habe zum Beispiel in meiner Massagepraxis immer die Menschen gesehen, die so einsam waren, dass sie alleine deshalb zu mir kamen, damit irgendwer während der Woche mal mit ihnen spricht. Und auch mit taten die Menschen wirklich leid, aber ich hatte auch nie das Gefühl, dazu berufen zu sein, das zu ändern. Und auch bei mir hat sich etwas verändert. Wenn ich hinaufschaue in den Himmel und diese Engel über den Himmel ziehen sehe, dann weiß ich, dass wir noch einmal die Chance bekommen, alles neu und anders zu machen. Und ich fühle mich einerseits etwas überfordert und andererseits in einer wunderbaren Aufbruchsstimmung. Wir sollten vielleicht noch den morgigen zweiten Feiertag abwarten und uns dann Gedanken machen, was dies alles für unser persönliches Leben bedeutet. Was sagst du dazu, Sophie?“, antwortete Frau Duncan.
Sophie überlegte eine Weile. „Erinnert ihr euch noch, vor ein paar Tagen, als ich das Gedächtnis verloren hatte und gar nicht mehr wusste wer und wo ich war?“ Beide Eltern nickten. „Du hast uns einen schönen Schrecken eingejagt“, sagte Herr Duncan. „Ich hatte mich schon über juvenile Demenz erkundigt.“
Sophie fuhr fort: „Ja, und ich hatte damals so seltsame Erinnerungsfetzen an Engel und andere Wesen. Auch hatte ich immer wieder das Gefühl, in Wien gewesen zu sein. Ich habe mir dann Bilder im Internet angesehen und es kam mir alles so seltsam vertraut vor. Als hätte ich dort gelebt. Jetzt ist es fast weg. Jetzt kann ich mich wieder an alles hier erinnern. Aber für ein paar Tage hatte ich das Gefühl, als wäre ich plötzlich in einem ganz anderen Leben. Ich erwähne das deshalb, weil ich glaube, dass mich das verändert hat. Ich denke, ich kann seither vielmehr sehen, was hier bei uns in der Welt, alles völlig schiefläuft und ich fände es super, wenn meine Eltern einen Teil zur Veränderung beitragen würden. Auch wenn das bedeuten würde, dass wir weniger Geld haben. Ich glaube, dass wir hier auf der Erde erst dann wirklich glücklich sein können, wenn alle Menschen glücklich sind. Und das ist eine sehr große Aufgabe und es braucht eine Menge helfender Hände. Ich wäre auf jeden Fall dabei“, sagte sie.
Hannes, Klara, Martin und die Erzengel saßen am ersten Weihnachtsfeiertag in Klaras Wohnzimmer und ließen die letzten Tage und Wochen wieder einmal Revue passieren. Es war so viel geschehen, und sie hatten das Gefühl, den Überblick verloren zu haben. „Ihr müsst nicht verzweifelt daran festhalten, dass ihr den großen Überblick bewahrt. Die Menschen können und müssen nun überall auf der Welt die Dinge selbst in die Hand nehmen. Es genügt, dass ihr hier so eine Art Ideenvermittler seid. Ihr bringt die Menschen zusammen und dann dürfen und müssen sie es selbst umsetzen. Wir haben nur noch einen Tag, an dem die Engel über den Himmel ziehen und die Erde mit kosmischer Schwingung versorgen. Ab übermorgen müssen die Menschen bereit sein, dies selbst zu tun“, sagte Michael. „Wir können es ihnen nicht abnehmen, und ihr auch nicht“, fügte Gabriel hinzu.
Wir haben nun die Aufgabe, dass wir heute und morgen Möglichkeiten finden, wie die Menschen diese Schwingungen selbst erzeugen können. Und dafür brauchen wir dann wieder deinen und die vielen anderen Sender, um dies in der Welt zu verbreiten. Aber noch habe ich keine Idee“, sagte Uriel.
Uriel war bisher recht zurückhaltend gewesen. Er hatte immer mitgeholfen, sich aber niemals in den Vordergrund gestellt. Aber nun merkte er, dass diese Aufgabe wohl ihm gehörte. Er musste Möglichkeiten finden, dass die Energiewolke, die die großen Engel erzeugten, nicht zusammenbrach, wenn sie sich um Mitternacht des zweiten Weihnachtsfeiertages wieder zurückziehen würden. Das war keine leichte Aufgabe und er musste bestehen. Nur wenn die Menschen dies schafften, würden sie all die Ideen, all die angefangenen Projekte weiterführen. Es musste eine Möglichkeit geben – er wusste nur noch nicht, welche.
Und wie es weitergeht, was die Eltern von Sophie und Jonas planen, was Uriel herausfinden wird, wie die Menschen die Energie der Engel aufrecht erhalten können – all dies erfahrt ihr morgen.
Ich wünsche Euch eine gute Nacht und wunderschöne Träume
Manou