Unten zum Lesen, oben als Video
Während sie die Werkstatt vorbereiteten, erzählte Luisa Hannes die Geschichte von Mongila in Bangladesch. Hannes wurde ganz aufgeregt. „Ihr habt so ein Projekt auch in Bangladesch gestartet?“, fragte er. „Wie weit ist diese Frau mit den Vorbereitungen?“, fragte er. „Das weiß ich nicht. Aber vielleicht können die Erzengel dies in Erfahrung bringen“, sagte Luisa. Für diese war das kein Problem, schließlich hatten sie oben in der Engel-Welt ja die großen Engel, die den Überblick bewahrten.
Gabriel erklärte sich bereit, dies augenblicklich in Erfahrung zu bringen. Kurze Zeit später kam er zurück und sagte, dass Mongila und ihre Kolleginnen schon die ersten Materialen erhalten, und sieben Frauen des Dorfes bereits aus den Fabriken zurückgeholt hatten. „Oh Mann! Der absolute Hammer wäre, wenn wir von zwei Orten aus berichten könnten. Aber bis ihr ein Flugzeug nach Bangladesch habt, vergehen Tage.“ Hannes dachte angestrengt nach. Da mischte sich Phanuel ein: „Wir brauchen kein Flugzeug. Es wäre leicht möglich, dass einer der beiden Jung-Engel und zwei von uns in wenigen Minuten in Bangladesch sein können…“ Nun schaute Hannes ungläubig. „Okay…wie geht das?“ Phanuel zuckte die Schultern. „Das darfst du uns überlassen. Ich sage nur, dass es geht.“ Hannes zog sein Telefon aus der Tasche. „Wo genau in Bangladesch ist das?“ „Das Dorf heißt Bonnotola“, sagte Luisa.
Hannes rief im Sender an und beauftragte eine Mitarbeiterin damit, ein Filmteam in Bangladesch zu organisieren. Nach einigen Telefonaten war geklärt, dass innerhalb der nächsten zwei Stunden auch in Bonnotola ein Filmset aufgebaut werden könne. „Okay, wer von euch geht jetzt nach Bangladesch?“, fragte Hannes. Die Erzengel berieten sich kurz und entschieden, dass Luisa, begleitet von Gabriel und Michael nach Bangladesch reisen sollte. Theo würde hierbleiben, um beim Interview mit Martin und Klara mitzuwirken. Phanuel organisierte die Abreise der drei Engel nach Bangladesch. Sie mussten sich beeilen, schließlich wusste Mongila noch von gar nichts, und es wäre besser, wenn die Engel vor dem Filmteam eintreffen würden.
Auch wenn Hannes sehr neugierig war und gerne gesehen hätte, wie die Engel reisten, erlaubten die Erzengel nicht, dass er zuschaute, wenn die drei sich auf die Reise machten. Kurze Zeit später kehrte Phanuel zurück. Die drei waren weg. Hannes rieb sich nur noch das Kinn. Das war das Aufregendste, was er jemals erlebt hatte. Immer wieder klopfte er Martin auf die Schulter.
Es dauerte nicht lange, bis das ganze Filmteam eintraf. Klara hatte vorne die große Toreinfahrt geöffnet, sodass sie mit dem Transporter direkt vor die Werkstatt fahren konnten. Martin bewunderte Hannes, wie er souverän die Mitarbeiter dirigierte, sodass innerhalb kürzester Zeit ein richtiges Filmset entstand. Noch einmal besprachen sie die Details und dann ging es auch schon los. Immer wieder telefonierte Hannes mit seinen Mitarbeitern, weil sie planten, zwischendurch live nach Bangladesch zu schalten.
Hannes entschied, dass sie zunächst einen Probedurchgang in der Werkstatt machten und dann live übertragen würden. Dazwischen klärte er mit den Mitarbeitern im Sender, welche Sendungen wie und wohin verschoben werden mussten. Diese begannen auch sogleich, die geplante Sondersendung anzukündigen. Hannes war ganz in seinem Element.
Martin und Klara hingegen waren schrecklich nervös. Klara knetete ein Taschentuch in ihren Händen. Sie war einerseits erfreut, über die viele Abwechslung, aber sie war noch nie vor einer Kamera gestanden und hatte schrecklich Angst, etwas Falsches zu sagen oder zu tun.
Martin versuchte, sich an die Zeit zu erinnern, in der er es gewohnt war, vor vielen Menschen zu sprechen. Er holte sich ganz bewusst alle Erfolge der damaligen Zeit ins Gedächtnis. Doch das linderte seine Aufregung nur wenig. Er war nicht mehr der Martin von damals. Die Zeit auf der Straße hatte sein Selbstbewusstsein schrumpfen lassen und die fehlenden Schneidezähne machten es nicht einfacher. Aber seine Rolle war ja nun auch die, des geretteten Obdachlosen. Er durfte aussehen, wie er aussah.
Luisa, Michael und Gabriel kamen nur wenige hundert Meter vor dem Dorf Bonnotola an. Rasch gingen sie zu Mongilas Haus. Mongila erkannte Luisa schon von Weitem und rannte ihr fast entgegen. „Luisa, wie schön, dich zu sehen. Ich will dir zeigen, was wir in den paar Tagen schon geschaffen haben“, sagte sie atemlos und schaute dann erst zu Gabriel und Michael. Diese begrüßten sie herzlich. Sie spürten auch bei Mongila diese besondere Kraft, die sie schon bei Martin erkannt hatten. Mongila bog nicht zu ihrer Hütte ab, wie Luisa es vermutet hatte, sondern sie führte sie mitten ins Dorf und zeigte ihnen ein größeres Gebäude, das vorher noch nicht dort gestanden hatte. „Das haben die Männer des Dorfes für uns gebaut. Es ist zwar sehr einfach, aber es genügt. Das ist jetzt unsere kleine Fabrik hier im Dorf. Jede Frau hat hier einen Arbeitsplatz, sodass wir uns auch gegenseitig helfen können. Und dort drüben werden wir ein weiteres Haus bauen, als Schule für die Kinder.“ Mongila platzte fast vor Begeisterung und Stolz. Luisa konnte nicht anders, als sie einmal fest in den Arm zu nehmen. Wie wunderbar, dass sie sich so einsetzte! Mit ihr hatten sie einen großen Glücksgriff gemacht.
Mongila musste Tag und Nacht gearbeitet haben, denn alles war perfekt geplant und vorbereitet. Einige Maschinen und Materialien fehlten noch, aber sie hatten alles, was im Dorf vorhanden oder bereits geliefert war, in dieses neue Gebäude gebracht. Kaum hatten sie alles gesehen, entstand ein Tumult im Dorf. Mongila lief um zu schauen, und Luisa lief neben ihr her, um ihr zu sagen, dass sie ein Filmteam erwarteten. Und tatsächlich, dieses traf auch bereits ein. Luisa erklärte Mongila, was sie planten und dass sie heute Abend live im Fernsehen sein würde. Mongila fiel vor Schreck fast um. „Kannst du den anderen Frauen Bescheid geben, damit wir die Geschichte live erzählen können?“, fragte Luisa. „Natürlich! Die meisten sind sowieso gleich wieder da. Sie sind nur rasch nach Hause gegangen, um mit ihren Kindern zu Abend zu essen. Wir arbeiten hier fast rund um die Uhr. Aber wir sind so glücklich wie noch nie“, sagte Mongila und strahlte dabei.
Mittlerweile waren auch ihre Kinder eingetroffen und hängten sich bei Luisa ein. Gabriel und Michael staunten. Wie großartig Luisa das alles machte! Es erschien ihnen fast, als hätte sie ewige Zeiten hier verbracht, dabei waren es nur zwei Tage gewesen.
Auch in Bonnotola war das Filmteam höchst professionell. Sie entschieden sich, direkt bei der kleinen, neu erbauten Dorf-Fabrik zu filmen. Mongila ließ es sich nicht nehmen, rasch nach Hause zu laufen und ihre schönsten, farbenprächtigen Kleider anzulegen. Die anderen Frauen taten es ihr nach. Indessen baute das Filmteam alles auf, was sie brauchten. Einer der Männer gab Luisa das Telefon. Hannes war dran. „Alles okay bei euch?“, fragte er. „Alles okay und noch viel mehr“, antwortete Luisa und lächelte. Sie klärten rasch den Ablauf. Hannes hatte es tatsächlich geschafft, dass die Live-Sendung aus Wien und Bonnotola auch in Bangladesch live ausgestrahlt werden würde. Das war großartig!
Gabriel und Michael ließen sich von den anderen Frauen, die mittlerweile festlich gekleidet zurückgekehrt waren, erklären, wie dieses Projekt ihr ganzes Leben verändert hatte. Sie erfuhren nun aus erster Hand, was die beiden Jung-Engel in so kurzer Zeit erreicht hatten. Und sie waren mächtig stolz auf Theo und Luisa. Was für tüchtige Engel sie doch waren!
Und dann ging es auch schon los. Offenbar hatte die Übertragung aus Wien auch schon begonnen. Hier in Bonnotola hatten sie keine Zeit gehabt zu proben, aber sie würden das schon schaffen. Das Filmteam zeigte ihnen, wie und wo sie sich aufstellen sollten, sodass die Zuschauer möglichst viel Atmosphäre erleben konnten.
Die ganze Übertragung lief fast eineinhalb Stunden. Zuerst erzählte Martin in kurzen Sätzen seine Geschichte als Obdachloser. Er schilderte die Nächte auf der Straße, erzählte von der Kälte und der Gewalt, die er erlebt hatte und wie plötzlich Luisa, Theo und Klara in sein Leben getreten waren.
Er schilderte auch, was er nun vorhatte und wie er die Wagen für die Menschen auf der Straße bauen würde. Klara erzählte, wie einsam sie zuvor gewesen war und wie Theo, Luisa und Martin ihrem Leben eine völlig neue Richtung und neuen Sinn gegeben hatten.
Danach schalteten sie direkt nach Bangladesch, wo Mongila ihre Geschichte erzählte. Wie sie ihre Kinder verlassen musste, um in der Fabrik, weit von ihrem Zuhause entfernt, zu arbeiten. Wie sie jeden Tag geweint und sich um ihre Kinder gesorgt hatte. Und sie erzählte, wie sich ihr Leben verändert hatte, seit Luisa und Theo aufgetaucht waren. Die Filmteams machten eine gute Arbeit und fingen an beiden Orten die Atmosphäre der Hoffnung und Geschäftigkeit ein.
Noch während die Sendung lief, erhielt Hannes die Informationen, dass im Sender bereits jetzt schon die Telefone heiß liefen. Er telefonierte, sprach, moderierte, rief die Menschen auf, jetzt auf der Stelle ihre Ideen mitzuteilen um damit das größte Weihnachtswunder aller Zeiten zu initiieren. Und er wusste bereits jetzt, dass sie einen riesigen Erfolg haben würden.
Auch im Sender in Bangladesch liefen die Telefone heiß. Von überall auf der ganzen Welt kamen Anrufe herein und er wusste bereits jetzt, dass arbeitsreiche Wochen vor ihnen lagen. Aber was tat man nicht alles, um die Welt zu retten!
Und wie es weitergeht erfahrt Ihr morgen!
Ich wünsche Euch allen eine gute Nacht! Schlaft gut und drückt die Daumen, dass wir in diesem Jahr das größte Weihnachtswunder aller Zeiten erleben werden!
Manou
Liebe Manu,
ich bin jeden Abend aufs Neue gerührt von deinen schönen Geschichten! Das tut so gut!
Eine gute Nacht auch dir und deiner Familie,
Antonia
Oh, danke liebe Antonia ❤️