Panikattacken können wahrscheinlich nur vollständig von Menschen verstanden werden, die diese – zumindest einmal – selbst erlebt haben. Dieses Gefühl, scheinbar aus dem Nichts kommend, die Bedrängung, die Angst, die Hilflosigkeit in der akuten Attacke…Menschen, die Panikattacken nicht kennen, stufen sie meist als harmlos ein, da sie nicht wissen können wie sehr der/die Betroffene leidet!

Panikattacken beginnen oft mit Schluckbeschwerden, Herzrasen, Schwindel und oft ist auch Atemnot und Kurzatmigkeit dabei. Das hält meist 15-30 Minuten an und wird langsam besser. Manchmal sind Panikattacken wie Wehen, auf- und abschwellend. Das kann bei manchen Menschen den ganzen Tag lang anhalten. Nach einer Panikattacke ist man meist erschöpft. Kein Wunder, schließlich leistet der Köper Schwerstarbeit während der Attacke. Hormone werden ausgeschüttet, der ganze Kreislauf und das vegetative Nervensystem stellen sich auf Flucht ein. Das ist anstrengend.

Das Verwunderliche an Panikattacken ist ja, dass sie aus heiterem Himmel kommen. Es gibt kein unmittelbares Erlebnis, das sie auslöst. Es kann aus heiterem Himmel kommen.

Meine eigene Erfahrung mit Panikattacken

Ich hatte mehr als zwanzig Jahre lang Panikattacken und dachte schon, dass ich damit mein ganzes Leben verbringen muss. Und damals kam ich zu dem Schluss, dass das Schlimmste während der Panikattacke die Todesangst ist.

Irgendwann habe ich dann begonnen, mich mit meinem möglichen Tod zu versöhnen. Ich bin sehr früh schon mit dem Tod in Berührung gekommen, da ich als ganz junge Frau in der Altenpflege viele Menschen beim Sterben begleiten durfte. Damals habe ich schon erkannt, dass der Tod nicht annähernd so schrecklich ist, wie wir das vermuten. Viele der Menschen sahen ihre verstorbenen Angehörigen kurz vor dem Tod. Oftmals kehrte eine heilige Ruhe ein und im Moment des Todes erschien es mir, als Begleiterin, als würde ich einen kleinen Blick in die Ewigkeit werfen dürfen. Die Atmosphäre im Sterbezimmer ist mit nichts zu vergleichen. Diese – lange zurück liegenden – Erlebnisse habe ich mir damals wieder ins Gedächtnis gerufen. Und ich begann das Thema Tod und Sterben auch in Bezug auf mein eigenes Leben zu betrachten.

Keiner weiß, wann es Zeit ist zu sterben

Keiner von uns weiß, wann der Moment gekommen ist, den irdischen Körper zu verlassen. Daher habe ich mich damals mit dem Gedanken angefreundet. Das fiel mir insofern nicht so schwer, wie es vielleicht klingen mag, weil ich immer an Reinkarnation und das Schicksal glaubte. Damals arbeitete ich noch nicht als Medium, hatte keine mediale Ausbildung, aber ich war mich sicher, dass der Tod nicht das Ende ist. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, werde ich gehen. Um zu dieser Erkenntnis und inneren Ruhe zu kommen, habe ich lange gebraucht. Im Rahmen meiner Ausbildung zum Medium wurde aus dieser Erkenntnis eine ruhige Gewissheit.

Als ich es geschafft hatte, und mit dem Gedanken an meinen eigenen Tod gut umgehen konnte, ließen meinen Panikattacken deutlich nach. Irgendwann waren sie ganz verschwunden. Nur ganz selten erlebe ich noch einen Hauch, wie eine beginnende Panikattacke, dann setze ich mich hin und schaue ihr ins Auge.

Umgang mit der akuten Panikattacke

In den ersten Jahren der Panikattacken versuchte ich mich abzulenken, wenn sie kamen. Ich lief herum, schaltete den Fernseher ein, versuchte mich auf etwas Anderes zu konzentrieren. Das funktionierte aber meist nicht. Meine Angst und meine Verzweiflung ließen sich nicht abschütteln. Erst später stellte ich fest, dass das ruhige Abwarten, das Annehmen der Angst, das Abklingen wesentlich beschleunigt. Aber das war ein langer Weg. Lange dachte ich, wenn ich die Panikattacke zulasse, explodiert etwas in mir. Sie wird mich überrollen und besiegen. Aber solange ich dagegen angekämpft habe, solange ich selbst im Kampf-Modus war, solange hatte die Angst die Oberhand.

Spirituelle Aspekte der PanikattackeAngst als Wesenheit

Und irgendwann erkannte ich, dass diese Panik, die ich spürte, gar nicht meine persönliche Panik war. Dazu brauchte es erst einmal die Ruhe, das Abwarten, das Kennenlernen der Angst. Und das Erkennen, dass Angst auch eine Wesenheit ist, die uns besucht. Sie ermächtigt sich unseres Geistes und unserer Gefühle und hat auf ihre Art ein Eigenleben. Wenn man den Zugang zum Wesenhaften nicht so hat, kann man es auch einfach als Energie bezeichnen, die plötzlich aus dem vermeintlichen Nichts auftaucht. Natürlich gäbe es auch in meiner Biographie genügend Begebenheiten, die auch eine Flash-Back Theorie unterstützen würden, aber ich fühlte damals einfach, dass die Panik, die sich gerade meines Körpers bemächtigte, nicht meine eigene war. Sie war etwas, das außerhalb von mir war. Das war der nächste heilsame Aspekt. Ich identifizierte mich plötzlich nicht mehr mit der Angst.

Wir Menschen werden empfindsamer

Es erscheint mir plausibel, dass wir Menschen nicht nur immer empfänglicher werden für Wesenheiten der geistigen Welt, dass sich unsere Hellsichtigkeit und Hellfühligkeit weiter ausprägt, sondern dass wir ebenfalls empfänglicher werden für all die Gefühle anderer Menschen, die wir ständig aufnehmen. Wir Bewohner dieser Erde sind nicht voneinander getrennt. Egal wo wir leben, atmen wir die gleiche Luft wie alle anderen Erdenbewohner. Selbst auf chemischer Ebene sind wir miteinander verbunden. Der Atem der Textilarbeiterin in Bangladesch erreicht mich genau so, wie der Atem des missbrauchten Kindes im Nachbarhaus. Ebenso erreicht mich der Atem der Schweine aus den Mastanlagen. Und all das ist ständig um uns herum. Und all das atmen wir in homöopathischer Verdünnung ein. Wir sind viele Lebewesen auf der Erde und alle leben wir atmend unser Schicksal.Und jeder trägt des Anderen Schicksal auf eine Weise mit – bewusst oder unbewusst.

Panikattacken erzeugen Enge

In dem Moment, in dem uns eine Panikattacke überrollt, wird unsere Welt und unser Denken eng. Wir haben Angst – Todesangst. Und was wirft uns mehr auf uns selbst zurück, als die Angst um unser Leben? Wir sind nicht mehr in der Lage zu abstrahieren, sondern sind mit den ganz ursprünglichsten menschlichen Instinkten beschäftigt: Kampf oder Flucht! Das Leben reduziert sich auf diesen einen Moment, den es zu überwinden oder anzuschauen gilt.

Panikattacken als Zeichen der Verbundenheit mit der Welt

Wenn wir anerkennen können, dass unsere Panikattacken nichts anderes sind, als körperlich/seelisch/geistig empfundenes Mitgefühl mit der Welt, kommen wir plötzlich aus der Enge der Panikattacke heraus. Dann können wir unser Bewusstsein öffnen für die Bedürfnisse der Welt, für das Gefühl der Weite. Diese Angst, die wir in dem Moment der Panikattacke spüren, unterscheidet sich durch nichts von der Angst, die tausende und abertausende Menschen, Tiere, Wesenheiten gerade in diesem Moment erleben. Wenn wir es schaffen, die Enge hinter uns zu lassen, wenn wir die Panikattacke abstrahieren können und uns nicht punktuell auf uns selbst konzentrieren, sondern uns in diesem Moment bewusst machen können, dass wir nun tätig das Schicksal unserer Mitmenschen und Mitbewohner auf der Erde teilen, kann der Moment der Panikattacke ein Moment der Erkenntnis sein. Dann geschieht nicht mehr einfach mit uns, sondern wir lassen geschehen und handeln.

Heilung durch tätiges Sein

Auch wenn wir vielleicht nie frei sein werden von Panikattacken, ist es ein qualitativer Unterschied, ob wir diese als Angsterkrankung und somit psychiatrische Störung erleben, oder ob wir sie als Schwellenerlebnis für das Erkennen des Feinstofflichen, der geistigen Welt empfinden. In dem Moment, in dem uns eine Panikattacke zu überrollen droht, dürfen wir uns als EmpfängerIn der Weltenbotschaft empfinden. Die Angst als Wesenheit sucht uns aus und weiß, dass wir die Kraft haben, sie zu tragen und eines Tages vielleicht auch zu erlösen. Und wenn wir uns bewusst machen, dass wir, als sensitive Menschen, Panikattacken auch als Aufruf zum tätigen Mitgefühl betrachten können, wird aus Passivität Aktivität.

Keine Scheu, Hilfe zu suchen

Allerdings soll diese kurze Ausführung niemanden davon abhalten, sich psychologische und/oder psychotherapeutische Hilfe zu suchen. Es ist gut, wenn wir beginnen uns mit uns selbst und unserem eigenen seelischen Schmerz zu beschäftigen, bevor wir uns dem Schmerz der Welt zuwenden. Wir können nicht helfen, so lange wir selbst Hilfe brauchen. Aber wir können jederzeit versuchen, die Dinge in größeren Zusammenhängen zu denken.

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