Die Erdenreise Teil 15

Unten als Text, oben als Video 🙂 Viel Vergnügen!

In der Zwischenzeit hatte das Team des Senders die Fotos der wundervoll dekorierten Werkstatt geschickt. Die Engel, Martin, Hannes und Klara freuten sich schon darauf, den Abend mit den Gästen dort zu verbringen. Martin war besonders stolz. War es doch seit vielen Jahren wieder ein erstes richtiges Zuhause für ihn. Und all dies hatte er nur Klara, Luisa und Theo zu verdanken. Welches Glück er doch gehabt hatte. Und nun war er auch noch Teil eines Teams aus Engeln und Menschen, die in wenigen Tagen die ganze Welt verändern würden. Manchmal hatte er das Gefühl, alles nur zu träumen.

Sie packten alle Unterlagen und Utensilien zusammen, die sie heute Abend brauchen würden und machten sich auf den Weg in die Werkstatt. Die Stimmung war ausgelassen und euphorisch. Das würde heute ein riesengroßer Erfolg werden. Die Autos hielten vor dem Einfahrtstor an. Klara stieg aus und wollte öffnen, stellte aber fest, dass das Tor nicht verschlossen war. „Du musst mit deinen Mitarbeitern sprechen“, sagte sie zu Hannes. „Sie dürfen das Tor nicht offenlassen.“ Hannes wollte gerade etwas erwidern, als sie alle vor Entsetzen erstarrten. Die Werkstatt stand ebenfalls offen, alle Scheiben waren zerbrochen und Martin, der als erstes aus dem Auto sprang stellte fest, dass auch im Inneren der Werkstatt alles zerstört war. Die Lampen des Filmteams waren zertrümmert und lagen in Scherben auf dem Boden, die ganze Werkstatt sah aus, als ob ein Tornado hindurch gefegt war. Werkzeug und Weihnachtsdekoration – alles lag wie Kraut und Rüben durcheinander. Kein Eckchen war verschont geblieben.

Martin sank auf die Knie und die Tränen flossen ihm in Strömen über das Gesicht. „Das darf nicht wahr sein“, schluchzte er immer wieder. Michael war der nächste, der sich die Bescherung anschaute. Schweigend ging er durch die Werkstatt und schnupperte mal hier und mal dort. „Wir müssen die Polizei rufen“, sagte Klara tonlos. Sie hatte die Bescherung bisher schweigend betrachtet. Michael schüttelte den Kopf. „Die Polizei kann uns hier nicht weiterhelfen“, sagte er. Diese Zerstörung haben keine Menschen gemacht. Es ist das Werk der Dunklen. Ich kann ihre Anwesenheit noch förmlich riechen. Das muss vor wenigen Minuten passiert sein. Es hätte mich gewundert, wenn sie nicht versuchen würden, uns zu stören.

Phanuel, Uriel, Gabriel und Raphael gingen schweigend durch die Werkstatt. Sie wussten, dass Michael recht hatte. Natürlich würden die Dunklen sie nicht einfach gewähren lassen. Es stand zu viel auf dem Spiel. Immerhin hatten sie schon einen gewaltigen Erfolg erzielt und eine kleine Bewegung ins Leben gerufen. Auf einmal drehte sich Raphael abrupt um und rief: „Mongila! Wir müssen Mongila beschützen, sonst passiert in Bonnotola das Gleiche!“ Die Erzengel zögerten nicht lange. Michael und Raphael sahen sich nur kurz an und waren sich einig, dass sie beide sofort nach Bonnotola reisen mussten. Ohne viel zu erklären, teilten sie ihre Erkenntnis den anderen mit und machten sich sofort auf den Weg.

Luisa und Theo waren erleichtert, dass die beiden nun zu Mongila reisen würden. Sie hatten recht, wahrscheinlich war auch dieses Projekt in Gefahr. Zwar wussten sie beide nicht viel über die Dunklen, aber sie wussten, dass die Erzengel stark genug waren, es mit ihnen aufzunehmen.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Theo. „Hier können wir vermutlich nicht senden…“ Hannes durchschritt die Werkstatt zum wiederholten Male. „Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder zeigen wir, was die Widersacher angerichtet haben und verunsichern damit eine Menge Menschen, die uns vielleicht helfen wollten, oder wir fahren zurück in den Sender und gestalten den Abend dort.“ Dabei klopfte er Martin auf die Schulter. „Sei nicht traurig, das lässt sich wieder in Ordnung bringen. Wir machen das gleich zu einem Projekt.“ Zu Klara gewandt sagte er: „Klara, mach auch du dir bitte keine Sorgen. Wir werden deine Werkstatt wieder in Ordnung bringen.“ Klara nickte tapfer. Was blieb ihr auch anderes über. Sie hatte schon eine Menge Schicksalsschläge verkraftet. Sie würde auch dies verkraften. Und außerdem war sie keine Frau, die sich leicht unterkriegen lässt. Wenn ihre Aktion offensichtlich jemandem nicht passte, dann war das für sie Grund genug, sie erst recht fortzusetzen. „Wie wäre es, wenn wir zuerst einmal bei mir einen Tee trinken“, fragte sie in die Runde. Hannes und Martin waren sofort einverstanden.

Uriel, Phanuel und Gabriel schüttelten den Kopf. „Geht nur, aber lasst uns drei hier noch eine Weile alleine. Wir müssen etwas besprechen. Luisa und Theo, ihr könnt auch einen Tee vertragen. Wir werden euch nachher in Kenntnis setzen, aber jetzt brauchen wir ein wenig Zeit.“

Inzwischen waren Michel und Raphael in Bonnotola angekommen und Mongila staunte nicht schlecht, als sie die beiden sah. „Oh, ich wusste gar nicht, dass ihr kommt“, sagte sie zu Michael, den sie ja vom letzten Besuch noch kannte. „Du hast einen neuen Kollegen mitgebracht“, sagte sie und reichte Raphael die Hand. Michael stimmte ihr zu. „Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte er betont ruhig. Mongila nickte. „Ja, warum? Was sollte sein? Ich habe gehört, dass später ein großer Fabrikant hierherkommt, der eine riesige Fabrik nach unserem Vorbild bauen möchte. Und wir sind alle schon ein wenig aufgeregt und haben überall saubergemacht und alles, so gut wir konnten, dekoriert.“

Sie hatte kaum zu Ende gesprochen als die Luft plötzlich mit einem unheilvollen Brausen erfüllt war. Mongila blickte fragend zum Himmel, doch der war blau wie zuvor. „Komisch das hörte sich jetzt an, als würde ein heftiger Sturm kommen, aber der Himmel sieht gar nicht danach aus“, sagte sie noch als das Brausen plötzlich anschwoll und heftiger wurde. Michael und Raphael sahen sich kurz an. Es nützte nichts, vermutlich würden sie jetzt ihre Deckung aufgeben müssen. Aber das war nicht zu ändern. Wenn die Dunklen so heftig ankamen, dann waren sie auf einen Kampf aus.

„Geht bitte alle in eure Häuser und überlasst das uns“, rief Michael Mongila zu bevor er mit Raphael auf den Dorfplatz rannte. Dort stellten sie sich Rücken an Rücken auf. Mongila scheuchte alle Menschen in die Häuser.  Nur ein paar besonders neugierige Männer standen noch herum. Aber das Brausen wurde nun so laut, dass auch sie vorzogen, in Deckung zu gehen.

Michael und Raphael atmeten einmal noch durch und begannen dann, ihre Größe zu vervielfachen und ein riesiges Lichtfeld um sich herum aufzubauen. Die Luft auf dem Marktplatz und schon bald in ganz Bonnotola vibrierte. Die Menschen, die aus den Fenstern schauten, konnten kaum glauben, was hier vor sich ging. Und plötzlich erreichte ein schwarzer Wirbel den Marktplatz, doch bevor er auf die Erde auftreffen konnte, hatten Michael und Gabriel ihn auch schon in ihrem Licht eingekesselt. Es entstand ein heftiger Kampf und die beiden Erzengel wurden kräftig hin und her geschleudert, aber sie ließen nicht davon ab, den dunklen Wirbel im Inneren ihres Lichtscheins zu bewahren. Dieser schien immer wütender zu werden und begann sich wie ein Kreisel zu drehen und man konnte richtig spüren, wie schwierig es für die Engel war, ihn nicht entkommen zu lassen.

Nach ein paar Minuten war der Spuk vorbei. Michael und Raphael veränderten ihre Größe wieder auf die Größe eines Menschen und das Licht um sie herum verlosch langsam.  Zunächst traute sich keiner der Einwohner von Bonnotola aus den Häusern. Raphael und Michael waren erschöpft und schauten sich nach einem Platz um, an dem sie wieder zu Kräften kommen konnten. Sie waren dankbar, dass Mongila ihnen einfach etwas zu trinken reichte, ohne sie mit Fragen zu überhäufen.

Als sie wieder halbwegs bei Kräften waren, erklärten sie Mongila wer sie waren und was gerade geschehen war. Sie waren sich nicht sicher, ob Mongila ihnen folgen konnte, aber sie waren ihr für ihre ruhige Art sehr dankbar. „Gut, ich werde das den anderen erklären“, sagte sie nur und machte sich auf den Weg zum Dorfplatz. Michael und Raphael schauten sich an. „Ich fürchte, wir müssen hierbleiben. Dieses Dorf braucht unsere Hilfe, sonst machen die Dunklen hier alles platt, wie sie es in der Werkstatt getan haben“, sagte Michael. Raphael war einverstanden und sagte: „Dann schlagen wir nun eben hier unsere Zelte auf. Hoffentlich sind die Dorfbewohner nun nicht zu sehr aufgebracht. Sonst können wir die Live-Schaltung vergessen.“

Doch in dem Moment rollten schon die Wagen des regionalen Senders auf den Dorfplatz und wenig später kam der Textilfabrikant in einer Limousine an. Scheinbar schienen die Dorfbewohner sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen zu lassen, denn sie taten, als wäre nichts geschehen. Mongila erklärte dies später damit, dass in Bangladesch noch viel Wissen über die geistigen Kräfte in den Menschen steckte. Und natürlich würden Raphael und Michael das eines Tages näher erklären müssen. Aber zunächst hatten alle erkannt, dass sie ihnen zu Hilfe geeilt waren.

Und wie es in Wien weitergeht und wie das Treffen mit dem Textilfabrikanten verlaufen wird, erfahrt ihr morgen. Ich wünsche Euch allen eine wunderbare gute Nacht und schöne Träume!

Manou

2 Kommentare zu „Die Erdenreise Teil 15

  1. Liebe Manu,
    ich gebe es ungern zu, aber ich erwarte schon (seit Tagen) mit Schaudern, dass ein erstes Unglück passiert … nun ist es geschehen … hoffentlich geht es gut aus! – Mit der Kraft der Erzengel müsste das ja möglich sein ?!?
    Liebe Grüße, Antonia

Kommentar verfassen