Wenn der Herbst beginnt, selbst wenn es laut Kalender noch Spätsommer ist, ist es für Menschen wie mich, die die Hitze nicht so gerne mögen, eine Erlösung. Endlich wird die Sonne golden und ist nicht mehr so grell. Und die Tage werden insgesamt dunkler. Ich liebe diese dunkle, regnerische, nebelige Stimmung, wenn die Welt ihre ganze Mystik zeigt. Der Herbst ist in meiner Wahrnehmung ruhig. Er gibt uns wieder die Möglichkeit uns zurückzuziehen in unser eigenes Ich, während der Sommer sich so wahnsinnig extrovertiert anfühlt. Und ich weiß, dass viele Menschen den Herbst nicht so gerne mögen, eben aus den genau gleichen Gründen, die ich oben angeführt habe und die mir so gut gefallen. Deshalb möchte ich heute eine Hommage an den Herbst schreiben. Vielleicht erhält er ja dann ein wenig mehr Sympathie.

Der Herbst als Sterbejahreszeit

Im Herbst beginnt die Natur (scheinbar) abzusterben. Die ersten Blätter färben sich gelb und fallen ab. Alles bekommt neue Farben. An sonnigen Tagen leuchtet er in Gelb- und Rottönen und bei Regen und Nebel wirkt er wunderbar mystisch. Die Natur bereitet sich auf die lange Ruhephase vor, in der sie wieder die Kraft findet, im Frühling neu zu erstehen. Vielleicht ist es das, was den Herbst für viele Menschen so unangenehm macht. Er zeigt uns die Vergänglichkeit. Und gerade das ist doch das Wunderbare. Der Herbst zeigt uns, wie schön das Alter, das Vergängliche sein kann. Es ist ja nicht schlagartig alles Laub von den Bäumen weg und auch nicht alles plötzlich kahl. Sondern es verändert sich langsam. Genau genommen haben wir ja jetzt erst Spätsommer, aber das Licht ist schon herbstlich. Die Sonne steigt nicht mehr so hoch und wird gnädiger. Wenn sie scheint, erwärmt sie alles sanft und prügelt nicht die ganze Hitze auf die Erde.

Herbst als Jahreszeit für Melancholiker

Ja, auch wenn man es nicht glauben mag, weil ich oft extrovertiert bin, so ist mein Haupttemperament das des Melancholikers. Melancholiker lieben den Herbst, denn die äußere Stimmung entspricht dem Innen. Es ist dunkel und ruhig, nachdenklich, ein wenig melancholisch halt. Die anderen Temperamente mögen die anderen Jahreszeiten lieber. Der Choleriker liebt den Sommer, der Sanguiniker den Frühling und der Phlegmatiker vermutlich den Winter. Dies beruht keineswegs auf einer wissenschaftlichen Studie, das ist nur meine persönliche Wahrnehmung und kann auch falsch sein. Niemand trägt ja nur ein Temperament in sich. Die meisten von uns sind Mischtypen und das ist auch gut so. Aber das ist eine Theorie, die ich mir zurecht gelegt habe.

Der Herbst als Zeit der Hände

Ja, klingt lustig. Aber meine Hände freuen sich jedes Jahr am meisten auf den Herbst. Dieses Jahr war die Vorfreude so groß, dass ich von Kos aus, bei vierzig Grad Hitze, dicke Schurwolle bestellt habe, die ich nach meiner Rückkehr, am ersten Tag, an dem es nicht mehr so heiß war, sofort in Angriff genommen habe. Ich liebe die herbstliche – und natürlich auch die winterliche – Zeit so sehr um zu stricken, zu häkeln, zu filzen. Das sind Tätigkeiten, die ich im Sommer nicht ausführen kann. Jetzt, wo die Arbeit auch im Garten weniger wird – oder wo mein Ehrgeiz erloschen ist 🙂 ist auch wieder Zeit dazu. Es wird wieder früher dunkel. Ach, dieses frühe Dunkelwerden mag ich ganz besonders. Ich mag auch die Tage an denen es gar nicht richtig hell wird. Wie wunderbar kuschelig und gemütlich sind solche Tage. Man kann am Laptop sitzen und schreiben, lesen, oder handarbeiten oder eben arbeiten, aber man muss nicht mehr draußen sein bis es fast Schlafenszeit ist.

Der Herbst und der gemütliche Tee

Im Herbst kann man wieder mit guten FreundInnen Tee oder Kaffee trinken und dabei plaudern. Man kann die letzten Feldfrüchte genießen und das letzte Obst ernten und dieses zu köstlichen Gerichten verkochen. Selbst das Kochen macht im Herbst viel mehr Freude, weil die Hitze des Herdes nicht mehr als unangenehm empfunden wird.

Ja, ich weiß, viele von Euch werden sich nun an den Kopf fassen und sich denken, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe, was vielleicht auch stimmt, aber ich liebe diese Jahreszeit, die jetzt beginnt, nunmal über alles.

In diesem Sinne wünsche ich Euch einen wunderschönen Wochenbeginn. Hier in Reichenau beginnt die Woche wunderbar regnerisch und herbstlich. Ganz liebe Grüße in Euren Montag

Manou Gardner Medium aka Manuela Pusker

Bild von Melk Hagelslag auf Pixabay

4 Kommentare zu „Der Herbst ist da – eine Hommage an den Herbst

  1. Liebe Manou,

    ich verstehe dich so gut und kann nur jedes Wort von dir unterschreiben. Auch ich liebe den Herbst über alles und blühe in dieser Zeit so richtig auf.
    Es gibt so viel Gutes zu sagen über den Herbst aber ich freue mich immer am allermeisten auf die wunderschönen Spaziergänge in der herbstlichen Landschaft . Wenn das rascheln der Blätter am Boden zu hören ist hüpft mein Herz vor Freude.

    Einen schönen Herbst euch allen 🍂

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