Geburtstag ist ja so ein Tag…manchmal voller Freude und manchmal auch nachdenklich – oder beides. Ich denke, bei mir ist es beides. Ich freue mich, wieder ein Jahr geschafft zu haben. Ich werde nämlich gerne älter. Es hat was von Heldentum. Schon meine Oma sagte immer: „Alt werden ist nichts für Feiglinge.“ Und damit hat sie wohl recht. Ihr anderer Spruch war: „Es ist gut, wenn man aufwacht und es tut einem etwas weh, dann weiß man, dass man noch lebt.“ Langsam verstehe ich, was sie damit meinte. Obwohl, heute bin ich 56 geworden. Vor dem 60er habe ich schon Respekt. 60 – das klingt so ernsthaft, erwachsen und distinguiert. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das jemals erreichen werde. Und ich weiß nicht einmal, ob ich das will. Träume ich dann vielleicht nicht mehr von einem Haus mit einem geheimen Zimmer? Oder von all den anderen Dingen, die selbst meine Kinder kindisch finden?
Wenn man so auf sein Leben schaut
Wenn ich heute auf mein bisheriges Leben schaue, denke ich, dass es ganz gut war. Eigentlich hatte ich nie einen bestimmten Plan. Ich habe immer getan, was mir „zugefallen“ ist – mehr oder weniger. Mit „zugefallen“ meine ich, dass es oft spontane Ideen, Gelegenheiten, Anregungen von Menschen… waren. Dies führte dazu, dass mein Leben nicht unbedingt gleichförmig verlief wie ein ruhiger Fluss, sondern es war manchmal eher wie eine Stromschnelle, dann wieder ein verkarstetes Teilstück – immer wieder neu, immer wieder anders.
Die Arbeit mit und für die geistige Welt
Es war an meinem 17. Geburtstag, also heute vor 39 Jahren, als mir ein Heftchen von der Theosophischen Gesellschaft geschenkt wurde, das in weiterer Folge mein ganzes Leben verändert hat. Endlich Antworten auf so viele Fragen und sogar Antworten auf Fragen, die ich bis dahin gar nicht gestellt hatte. Rasch folgte der Wechsel von der Theosophie zur Anthroposophie und die vielen Jahre, die ich in unserem Zweig in Deutschland verbringen durfte, haben mich gelehrt zu lernen und zu studieren, ohne etwas zu erwarten. Einfach nur ein leeres Gefäß zu sein, in das das Wissen von Rudolf Steiner fließen durfte. Nicht selten sind meine liebe Freundin Heike und ich nach den Zweig-Abenden nach Hause gefahren und haben uns gegenseitig gefragt: „Hast du das verstanden, was wir heute gelesen haben?“ Und eben so oft war die Antwort: „Nein.“ Aber wir konnten es nehmen und stehenlassen, obwohl wir damals noch nicht wussten, dass dies, was wir jetzt nicht verstehen, Jahre und Jahrzehnte später der Grundstock unserer Weltanschauung sein würde. Manche Dinge versteht man zunächst auf der kognitiven Ebene nicht, sondern man darf sie einfach einmal in seine Seele aufnehmen und sie dort verwurzeln lassen. Was mir rückblickend daran so gefällt, war unsere Bedingungslosigkeit, mit der wir – unermüdlich – jeden Mittwoch wieder, mit unseren meist ziemlich alten Autos, den Weg von Steinmauern nach Gaggenau gefahren sind um etwas zu lesen, das wir nur manchmal verstanden. Doch die Stimmung im Zweig war wunderbar. Wir waren vermutlich damals die Jüngsten, viele der Menschen waren deutlich älter und doch arbeiteten wir am gleichen Ziel. Wir wollten verstehen, was Rudolf Steiner der Welt zu sagen hatte. Diese Zeit ist heute die Basis für alles, was ich bin und erreicht habe und ich bin unendlich dankbar dafür.
Dankbar für die Weggefährten
Ich habe in meinem Leben viele wunderbare Menschen getroffen. In einer Zeit, in der es weniger um die Bande des Blutes als um die seelisch-geistigen Bande zwischen Individuen geht, ist es wunderbar, so eine Seelenfamilie zu haben. Viele Freundschaften dauerten viele Jahre, einige dauern bis heute an und es erfüllt mich mit allergrößter Dankbarkeit, dass ich immer wieder wunderbare Begegnungen haben durfte und noch haben darf. Es gibt vermutlich nichts auf dieser Welt, das die guten Weggefährten aufwiegen kann. Viele dunkle Momente wurden nur dadurch erträglich, weil treue Weggefährten da waren.
Dankbar für die Familie
Ich bin wahnsinnig dankbar für meine vier Kinder und mittlerweile zwei Schwiegerkinder und drei Enkelkinder. Die Familie wächst und es ist schön zu sehen, welch wunderbare Menschen aus den ehemals so kleinen Wesen werden. Ich bin auch dankbar, zwei Mal eine gute Ehe zu haben. Die erste war sehr früh, doch hielt sie 18 Jahre und wir sind bis heute sehr gute Freunde und beide wieder in guten Händen. Mit meinem jetzigen Mann bin ich seit fast 19 Jahren glücklich und ich hoffe, er ist es auch und wir haben noch viele gemeinsame Jahre. Es ist gut, wenn man einen Menschen an seiner Seite hat, der auch der beste Freund ist. Egal was kommt, die Freundschaft, die man füreinander empfindet, ist das, was allen Stürmen trotzen kann. Wenn man weiß, dass der Mensch, der einem so nah ist, niemals absichtlich etwas tun würde, das einem schadet, sondern einfach immer da ist und wo es möglich ist, unterstützt, dann hat man schon das große Los gezogen. Dafür bin ich unendlich dankbar. Ich fühle mich beschützt und behütet.
Die geistige Welt
Und doch gab es auch Zeiten in meinem Leben, die ich ohne das Wissen um die geistige Welt und ihren Beistand nicht geschafft hätte. Es waren Zeiten, in denen es nicht möglich war, diese mit Weggefährten und Freunden zu teilen. Sie mussten ganz alleine durchschritten werden. Das einzige Licht in dieser Zeit war mein unbedingtes Vertrauen darauf, dass alles einem großen und übergeordneten Ganzen dient und dass ich niemals, zu keiner Zeit, alleine bin. Die geistige Welt als Weggefährte ist aus meiner Sicht der wichtigste Faktor um gut durch die dunkelsten Tiefen und die verzweifeltsten Zeiten zu kommen. Und dieses Wissen gibt mir auch jetzt den Mut und die Kraft immer weiterzumachen, auch wenn es sich oftmals so anfühlt wie gestern.
Die wunderschönen Blumen im Bild oben hat mir mein Mann heute Morgen geschenkt, die wunderschöne Vase ist von der lieben Alessa Rudolfo.
Ich wünsche Euch allen einen wunderschönen Samstag
Manou Gardner Medium aka Manuela Pusker
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