Heute Morgen bin ich aufgwacht, mit gefühlt einer Milliarde Vorwürfe an mich selbst. Ich weiß ja nicht, wo ich heute Nacht geistig unterwegs war, aber ich war scheinbar einer Menge Angriffe ausgesetzt. Auf jeden Fall habe ich mindestens eine Stunde dazu gebraucht, mich überhaupt wieder lebenswert zu fühlen. So viele Vorwürfe sind aus meinem Inneren aufgestiegen und ich hatte das Gefühl, wirklich alles in meinem Leben falsch zu machen und ein absoluter Versager zu sein. Und natürlich weiß mein Verstand, dass es dafür keinen Grund gibt, aber mein Gefühl war ganz anderer Meinung. Mir fiel ein, welche Bücher ich nicht gelesen habe, die schon seit Wochen hier herumliegen, welche Anrufe ich nicht getätigt und welche Emails ich noch nicht beantwortet habe. Dazu kam, dass ich eine Menge Vorsätze gebrochen und gestern schlechte Laune hatte. Dann waren die Gedanken an all die ungeschriebenen Geschichten, die ich schon so lange im Kopf habe und nicht aufschreibe, dass ich die Buchhaltung vergangene Woche nicht fertig gemacht und immer noch nicht mein Büro aufgeräumt habe… ach, es waren tausende Vorwürfe an mich selbst.
Da saß ich dann vor meinem Laptop, fühlte mich unfähig, über irgendwelche interessanten Dinge zu schreiben und stellte mich und die ganze Welt in Frage. Das sind solche Momente, wo alle meine Traumata wieder an die Oberfläche kommen. Wo ich mir selbst den Wert abspreche, einfach existieren zu dürfen. Und ich weiß dann nicht, woher es kommt. Aber eines weiß ich mittlerweile: Dass es auch wieder vergeht! Ich habe dann all die Vorwürfe an mich selbst aufgeschrieben und mir überlegt, wie wichtig oder unwichtig dies jetzt wohl ist und langsam aber sicher ging es mir wieder besser.
Ich durfte wieder leben
Wir Menschen, die schlimme Traumata erfahren haben, dazu gehöre ich und viele andere Menschen, haben die Angewohnheit sich selbst so sehr in Frage zu stellen, dass wir nicht einmal mehr die Luft wert sind, die wir atmen. Wenn wir nicht gelernt haben, dass dies nur Momente sind, die auch wieder vorübergehen, könnte man in solchen Situationen einfach alles hinschmeißen. Aber wir dürfen lernen, diese Momente einfach vorüberziehen zu lassen. Jeder darf dafür eine eigene Strategie entwickeln. Wichtig ist, diesen Gefühlen in dem Moment Raum zu geben. Nicht zu versuchen, sie zu unterdrücken. Denn wenn wir Gefühle unterdrücken ist es so, als ob wir Dreck unter einen Teppich kehren. Eines Tages ist der Hügel unter dem Teppich so groß, dass wir in einem unbedachten Moment drüberstolpern. Deshalb ist es heilsamer, diese Gefühle anzuschauen, sie zu sehen und auch wieder vorbeiziehen zu lassen. Mir hilft es sehr, wenn ich darüber schreibe. Dafür sind meine Morgenseiten gut, die jeden möglichen Gedankenmüll aufnehmen.
Nicht jeder Tag ist gleich
Wenn wir uns bemühen, uns dahin zu entwickeln, dass wir all die anspruchsvollen Vorgaben erfüllen, die es derzeit zu erfüllen gilt, dann müssen wir sogar damit rechnen, dass wir hin und wieder an unseren eigenen Vorgaben scheitern. Dies ist nicht ungewöhnlich, auch wenn es sich in diesem Moment anfühlt, als bräche gerade die Welt in sich zusammen. Wir dürfen dann – und dazu sind eine gewisse Zahl an Lebensjahren und Erfahrungen hilfreich – erkennen, dass wir solche Momente schon oft hatten und auch immer wieder aus diesem Loch oder dieser Ecke, in die wir uns gerade selbst gesetzt haben, herausgekommen sind. Es gilt, den Moment auszuhalten. An manchen Tagen geht dies leichter, an anderen ist es echt schwer. Aber es geht auf jeden Fall vorbei.
Sich an das Gute erinnern
Und wir dürfen uns in solchen Momenten an das Gute erinnern, das wir schon geleistet haben. Egal wie groß oder klein die Erfolge waren, wenn wir die gemeinen Gefühle genügend angeschaut haben, dann dürfen wir auch wieder das Gute an uns aus den hintersten Winkeln unserer Erinnerung hervorkramen. Wir dürfen uns bewusst machen, dass wir sind um einen Plan zu verfolgen und dass die schlimmsten Widersacher immer in einem selbst lauern. Und denen wollen wir uns nicht ergeben. Wir haben schließlich das menschliche Geburtsrecht sogar einfach nur SEIN zu dürfen. Selbst wenn es uns schwer fällt, dies anzunehmen. Es ist so. Wir haben sogar die Berechtigung zu leben, wenn wir nur SIND. Das ist für mich eine der schwierigsten Übungen, da ich in meiner Kindheit dieses Recht abgesprochen bekam. Auch dies kann eine Lebensaufgabe sein, sich dieses Recht wieder zu erobern.
Was mir heute alles eingefallen ist
Mir ist heute einfallen, wieviele Kinder ich geboren und aufgezogen habe (vier!) und wieviele Berufe ich schon ausübte. Mir sind meine Ausbildungen, meine netten Momente, in denen ich Menschen ein Stück weiterhelfen konnte, meine vielen Ideen und meine vielen Unternehmungen eingefallen. Ich habe über den großen Fundus meines “nutzlosen Wissens” – wie es meine Kinder immer nennen – nachgedacht und so weiter…und plötzlich war ich wieder da. Ich war wieder Manou und durfte einfach weitermachen, auch wenn ich nicht perfekt bin.
Und ich habe das jetzt für Euch und für Sie aufgeschrieben, weil ich glaube, dass es vielleicht helfen kann zu sehen, dass wir alle unsere inneren Kämpfe führen und dass wir alle hinfallen und wieder aufstehen dürfen.
In diesem Sinne wünsche ich einen wunderschönen Montag und einen guten Start in die Woche
Manou Gardner aka Manuela Pusker
Bild von Willgard Krause auf Pixabay
Schön, dass es dir wieder besser geht!
😘 Antonia
Ich kann nur sagen: Wann immer ich etwas nicht weiß oder in Not bin, da frage ich nicht google oder jemanden anders. Ich stelle die Frage der besten Freundin mit dem unendlich großen Wissen und das seit mindestens 30! Jahren. Das hast Du auf der Guthabenseite.
Aber mir geht es ähnlich. Hund krank, Katze krank, Hauswirtschafterin fällt aus…..Und ich seh das Holz auf dem Schreibtisch nicht mehr. Wollte alles schon seit Tagen erledigt haben. Nun muss ich mich mich so beeilen.
Liebe Grüße aus dem sonnigen! Niedersachsen,
Danke!
Oh, Dankeschön liebe Heike und viel Mut für deine Erledigungen ❤️🙏🙈
Ei großes DANKESCHÖN!
Gerne 🙏❤️🙏
Ja, all diese Situationen habe ich auch schon erlebt und dann auch wieder versucht, mich an meinen eigenen Haaren herauszuziehen …….4 Kinder großgezogen, immer gearbeitet, usw. (endlose Liste).
Hängen geblieben bei deinem Text bin ich bei “auch wenn ich nicht perfekt bin”. Hier stellen wir uns die Fragen: “Was ist perfekt? Wer sagt uns, was perfekt ist? An welchem Maß messen wir uns?”
Liebe Hildegard, niemand kann und das sagen, es ist nur ein Gefühl… glücklicherweise ist niemand perfekt 😍😘🙏❤️
Bei unserer Abschlussrunde zur Ideenfindung hatte ich den Gedanken: Wie vielen Menschen und deren Leben Manou schon zur positiven Veränderung verholfen hat? Und ich hatte eine ganze Heerschar vor Augen. Nicht viele Menschen könnten wohl so zufrieden sein mit ihrem Tun!
Oh, das ist aber voll lieb! Dankeschön Verena ❤️😍😘