Meine Lieben, die Rauhnächte gehen mit der nächsten Nacht zu Ende und heute kommt der 31. und letzte Teil der Geschichte über Lindas neues Leben. Und natürlich ist es hier noch nicht zu Ende. Wer wissen möchte, wie es mit Linda weitergeht, muss nur ein wenig Geduld haben. Unten verlinke ich wieder den Artikel zur letzten Rauhnacht und heute Abend gibt es auf Youtube das letzte Rauhnacht Special. Ab morgen geht es mit den Morgen-Impulsen weiter. Aber auf eine neue Art und Weise…. wie genau erfahrt Ihr morgen.
Linda und Simon standen noch eine Weile auf der Terrasse. Linda setzte sich als erstes und griff wieder nach ihrem Weinglas. Sie prostete Simon zu: „Auf dass wir nicht auch noch total verrückt werden“, sagte sie und meinte das gar nicht ganz so spaßig, wie sie es gesagt hatte. All diese Dinge kreisten in ihrem Kopf und je mehr sie sich um Antworten bemühte, umso weniger wollten sich welche einstellen.
Simon hob ebenfalls sein Glas, schwieg aber. Nach einer Weile sagte er: „Mir sind das insgesamt zu viele Rätsel. Da ist dieser seltsame Mann, der eindeutig kein Mensch zu sein scheint. Aber in meiner Welt gibt es nur Menschen, die wie Menschen aussehen. Es gibt noch Primaten, die fast wie Menschen aussehen, aber das sind Tiere. Und was ist er?“ Grübelnd schwenkte er den Wein in seinem Glas und schwieg weiterhin beharrlich.
Dann setzte er noch einmal an zu sprechen: „Und dann ist es nicht genug damit, dass wir diesen seltsamen Mann gesehen haben, jetzt hat er auch noch zu uns gesprochen. Und mit dem was er sagte, konnte ich nichts anfangen. Für mich hat er in Rätseln gesprochen. Dann die vielen Zeichnungen von Breitner Hans, mit denen wir uns noch gar nicht beschäftigt haben und ich bin mir auch gar nicht sicher, ob wir das überhaupt tun sollten. Vielleicht drehen wir sonst wirklich eines Tages noch durch.“ Linda hörte Simon nur zu ohne etwas zu sagen, denn er sprach genau das aus, was sie auch dachte. Allerdings hatte sie ein wenig mehr Lust auf Abenteuer als Simon.
Simon sprach weiter: „Und dann habe ich dich getroffen und mich Hals über Kopf verliebt, obwohl ich mir geschworen hatte, als Single alt zu werden. Ganz nebenbei habe ich die erste eigene Praxis meines Lebens eröffnet. Und dann war da noch die seltsame Aussage deines Ex-Mannes. Das ist ganz schön viel auf einmal.“
Linda durchfuhr ein Schreck. Tatsächlich hatte sie Georgs Aussagen von gestern total verdrängt. Wenn sie diese ernst nahm, gab es mehr als genug nachzudenken. Und Simon hatte gestern mit seinen Fragen, ob sie eigentlich wirklich wusste, wer Georg war, einiges in ihr losgetreten. Aber irgendwo in ihrem Inneren gab es eine Sperre, darüber nachzudenken. Was würde geschehen, wenn sie feststellte, dass er gar nicht der war, für den er sich ausgegeben hatte? Und warum hätte er das tun sollen? Und wenn er nicht der war, von dem sie meinte, dass er es war, wer war er dann? Und noch mehr Gedanken dieser Art schossen ihr durch den Kopf. Immerhin waren ihre beiden Eltern kurz nachdem sie Georg kennengelernt hatte, bei einem Unfall gestorben, dessen Hergang sich nie genau rekonstruieren ließ. Nein, darüber wollte sie jetzt beim besten Willen nicht nachdenken, auch wenn Georgs Drohung sie beunruhigte. Doch sie wusste instinktiv, dass sie damit die Büchse der Pandora öffnen würde. Genauso wie mit den Zeichnungen von Hans Breitner.
Sie hatte sich doch ein ruhiges und beschauliches Leben gewünscht, als sie Hals über Kopf auf den Breitner Hof gezogen war. Doch wenn sie ehrlich mit sich selbst war, war es auch hier noch keinen einzigen Moment beschaulich gewesen. Alle Ereignisse hatten sich überschlagen. Sogar einen Job hatte sie bereits wieder, obwohl sie doch eine Pause einlegen wollte. Und all die vielen Tiere, die teilweise auf so sonderbare Weise in ihr Leben gekommen waren…
Auf der einen Seite war alles irgendwie anstrengend und sie schaffte es kaum, ein Ereignis zu verarbeiten, bevor das nächste eintrat und doch war es auf eine Art wunderschön. Zärtlich schaute sie zu Simon, der immer noch den Wein in seinem Glas schwenkte. Er sah auf und erwiderte ihren Blick. Linda hatte das Gefühl, als schaute er auf den Grund ihrer Seele. Simon war der Mensch, mit dem sie glücklich war, der ihr auch ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit gab. Und auch wenn sie noch gar nicht viel Zeit für sich gehabt hatten, so war durch die gemeinsame Arbeit eine große Vertrautheit zwischen ihnen entstanden.
Nach längerem Schweigen sagte Linda zu ihm: „Weißt du, dass ich noch nie bei einem Menschen so ein selbstverständliches Vertrauen verspürt habe, wie bei dir?“ Simon lächelte sie an und nahm ihre Hand. „Mir geht es ganz genauso“, murmelte er und küsste die Innenfläche ihrer Hand. Linda fühlte einen wohligen Schauer. Eines Tages würde es soweit sein, und sie würden sich auch auf der körperlichen Ebene noch viel näherkommen. Doch derzeit genügte ihr diese Art von Nähe. Und Simon schien es genauso zu empfinden. Sie hatten Zeit, alle Zeit der Welt. So viele Rätsel würden sie noch gemeinsam lösen…
Simon erhob sich schwerfällig. Auch er war müde von dem langen und anstrengenden Tag. „Ich gehe rüber und lege mich ins Bett“, sagte er. „Morgen ist wieder ein sehr langer Tag.“ Linda nahm ihn noch einmal fest in die Arme und sie standen eine ganze Weile eng umschlungen. Simon streichelte ihre Haare und Linda schlang ihre Arme um seinen Rücken. Da er so groß war, reichte Linda gerade mal bis zu seiner Brust. Aber genau dies gab ihr das Gefühl der Geborgenheit. In Simons Gegenwart würde sie alle Widrigkeiten bestehen können. Gemeinsam waren sie unschlagbar. In diesem Moment wusste sie noch gar nicht, wie sehr dieses Gefühl noch auf die Probe gestellt werden würde.
„Ich hole dich um kurz nach sieben ab“, murmelte Simon nur noch schläfrig. „Perfekt. Ich werde fertig sein“, sagte Linda. Als Simon über die Felder ging, sah Linda ihm noch eine Weile nach. Noch vor gar nicht allzu langer Zeit hatte sie Beppo und Herta zugeschaut, wie sie zufrieden über die Felder zu ihrem Haus gingen. Und sie hatte damals gedacht, dass sie so ein Glück und so eine Harmonie wohl nie erleben würde. Doch sie hatte sich für die beiden gefreut. Und nun ging hier der Mann ihres Lebens und sie wusste, dass nun auch für sie dieser Traum wahr wurde.
Bald war Simon in der Dunkelheit verschwunden. Linda schloss die Tür. Bevor sie sich all den Rätseln in ihrem Leben zuwandte, würde sie zunächst einmal versuchen, den Alltag wie er war, zu bewältigen. Die Arbeit in der Praxis, der Hof, die Kinder mussten bald in eine neue Schule… es war viel zu erledigen. Und sobald sich Routinen eingestellt hatten, würde sie sich den Rätseln widmen. So dachte sie, als sie noch einmal auf die Terrasse trat. Sie schaute in die Dunkelheit des Gartens. Es war nicht leicht, die Geschehnisse rund um den ungewöhnlichen Mann zur Seite zu schieben. Doch gab es eine leise Stimme in ihren Inneren, die ihr zuraunte, dass sich alles zu seiner Zeit aufklären würde.
Langsam schloss sie die Terrassentür und schlenderte durch das Haus. Das war ja das nächste Rätsel. Sie kannte dieses Haus und wusste nicht wieso. Bisher dachte sie, dass ihr Leben eigentlich ziemlich unspektakulär gewesen war. Doch so langsam überkamen sie Zweifel diesbezüglich. Vielleicht hatte sie bisher nur immer einen Aspekt ihres Lebens betrachtet? Vielleicht waren viele magische und seltsame Zusammenhänge nur nicht bis in ihr Bewusstsein gedrungen? Vielleicht hatte sie in einer Matrix der Normalität gelebt, die gar nicht echt war?
Sie strich mit der Hand über den Küchentisch. Sogar die Textur des Holzes schien ihr bekannt zu sein. Es war, als würde sich ihre Hand erinnern, aber ihr Kopf nicht. Nur war ihre Hand damals viel kleiner gewesen. Als sie die Treppen hinaufstieg, fühlte sie, wie das Haus sie umfing. Es war, als wäre sie endlich wieder da angekommen, wo sie hingehörte, als wäre sie zuhause.
Leise öffnete sie die Tür zu Klaras Zimmer. Sie lag im Bett und schlief mit rosigen Wangen. Wie glücklich die Kinder hier waren und wie schicksalshaft sich alles gefügt hatte. Klaras Katzen lagen alle drei zusammengerollt auf Klaras Bettdecke. Und obwohl Linda das ursprünglich nicht wollte, war es, wie alles im Moment, auf seltsame Art richtig. Zärtlich strich Linda ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann drehte sie sich um, und ging langsam wieder zur Tür und schloss sie leise von außen.
Jonas schlief mittlerweile auch. Linda nahm das Handy, das auf seiner Bettdecke lag und legte es zur Seite. Auch bei ihm verharrte sie eine ganze Weile. Wie glücklich sie sich schätzen konnte, solche Kinder zu haben. Und nun hatte sie auch noch einen wunderbaren Mann. Und mit Beppo und Herta waren sie als Familie komplett. Draußen hörte sie die leisen Schlafgeräusche der Hühner, die Kühe standen mit ihren Kälbern auf der Weide und unten lagen Ernie und Bert in ihren Körbchen und bewachten das Haus. Wie wunderbar das alles war. Linda war bereit, dieses Abenteuer fortzusetzen.
Meine Liebe, ich danke Dir, dass Du mit Linda mitgefiebert hast. Wie Du ja aus der Geschichte weißt, gibt es noch viele Dinge aufzuklären und offenbar steht Linda auch noch eine sehr spannende Zeit bevor. Dieser Teil und alle Fortsetzungen wird es in wenigen Wochen auf Amazon geben. Ich würde mich freuen, wenn Du Linda treu bleiben würdest. Natürlich erfährst Du es hier und im Newsletter, wenn es soweit ist. Dankeschön!
Hier ist jetzt noch ein Artikel zur kommenden und letzten Rauhnacht: 13. und letzte der heiligen Nächte
Und heute Abend gibt es ein letztes Rauhnacht-Special auf Youtube: Manou Gardner auf Youtube
Ganz liebe Grüße
Manou
Ohje jetzt schon wieder warten. Wielange denn. Es ist so gut.
Ungefähr acht Wochen….Bücher schreiben dauert ein wenig 🤣❤️🙏😘