Heute erfährst Du, welche Überraschung Simon für Linda und die Kinder hat. Und außerdem findest Du unten wieder den Artikel zu kommenden Rauhnacht, der Silvesternacht, verlinkt. Und heute Abend geht`s weiter auf Youtube mit dem Rauhnacht-Special. Heute: Die magische Nacht des Jahreswechsels.
Simon ließ sie noch einen Moment zappeln, dann sagte er: „Wie wäre es, wenn wir für ein paar Tage einfach wegfahren. Meine Eltern würden sich sicher um die Tiere kümmern, und wir könnten alle einmal einen Tapetenwechsel brauchen. In der Praxis können wir die nächsten Tage nichts machen, weil die Handwerker sich gegenseitig auf die Füße treten und der Architekt das Ganze beaufsichtigt. Ich würde Venedig vorschlagen. Und ich würde euch drei gerne einladen.“ Dabei schaute er Jonas, Klara und Linda abwechselnd an. Linda war sprachlos. Sie schaute sich um. Konnte sie den Hof wirklich ein paar Tage alleine lassen. Doch als sie sah, wie Herta und Beppo begeistert nickten, stimmte sie zu. Die Kinder führten einen Freudentanz auf. „Ich war noch nie in Venedig und ich freue mich riesig“, rief Klara.
Schon am nächsten Morgen fuhren sie los. Herta und Beppo brauchten keine Einschulung, sie wussten genau, was zu tun war und freuten sich für die vier. Jonas und Klara waren ganz aufgekratzt. Das war ein toller Ferienbeginn. Allerdings waren sie nicht die einzigen Urlauber, die an diesem Tag Richtung Süden aufbrachen, doch es war ihnen egal. Sie hatten Zeit und würden einfach irgendwann ankommen.
Simon hatte ein wunderschönes kleines Hotel in Venedig gebucht. Jeder von ihnen hatte ein eigenes Zimmer. Und von ihren Zimmerfenstern aus sahen sie auf das Netz der Kanäle, die Venedig durchzogen. Nach der Ankunft waren sie so müde, dass sie nur noch ein klein wenig durch die Gassen bummelten und sich in einer kleinen Gaststätte ein hervorragendes Abendessen schmecken ließen.
Linda und Simon prosteten sich unentwegt zu und auch den Kindern fiel auf, dass die beiden sich offensichtlich nähergekommen waren. Daher schlug Jonas dann auch vor, dass er und Klara im Zimmer noch eine Runde Karten spielen könnten, während Simon und Linda noch einen Drink in der Hotelbar nahmen.
„Ich freue mich so sehr, dass du in mein Leben getreten bist“, sagte Simon, als er Linda erneut zuprostete. „Das kann ich dir genauso zurückgeben“, antwortete Linda und fühlte sich in Simons Gegenwart so verstanden und geborgen. So saßen sie eine Weile schweigend und hingen beide ihren Gedanken nach. „Sollen wir noch einen kleinen Spaziergang machen? Venedig bei Nacht?“, fragte Simon. Linda stimmte zu und schrieb eine kurze Nachricht an die Kinder. Die beiden hatten damit nicht das geringste Problem. Und so machten sie sich noch einmal auf und schlenderten zunächst nebeneinander und schweigend durch die malerische Stadt.
Nach einigen Minuten blieb Simon jedoch abrupt stehen. „Wenn ich es jetzt nicht tue, traue ich mich vielleicht nie“, sagte er und ergriff Lindas Hände. „Darf ich dich küssen“, fragte er und seine Stimme klang rauer als sonst. Lindas Herz pochte bis zum Hals. Dann gab sie nach und ließ sich in Simons Arme fallen und genoss den ersten Kuss seit sehr langer Zeit.
Es war an Kitsch kaum zu überbieten. Der erste Kuss in Venedig. Linda überlegte kurz, ob Simon das absichtlich so inszeniert hatte, aber sie ließ den Gedanken gleich wieder fallen. Die letzten Wochen waren einfach insgesamt nur kitschig gewesen, da passte dieser Showdown doch perfekt dazu. Doch eine Sache interessierte Linda brennend. „Gibt es derzeit keine Frau in deinem Leben?“, fragte sie Simon und hatte ein wenig Angst vor der Antwort. Simon strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lachte kurz auf. Linda war irritiert. „Was ist daran so lustig?“ „Nichts“, antwortete Simon. „Aber du hast noch Farbe in den Haaren“, sagte er grinsend.
„Okay, zurück zu deiner Frage. Es gibt schon seine sehr lange Zeit keine Frau in meinem Leben, weil meine letzte Beziehung so ein großer Reinfall war, dass ich mir eigentlich geschworen hatte, jetzt sehr lange Zeit Single zu bleiben. Du kannst es dir leicht machen, indem du dir Georg als Frau vorstellst. Deshalb habe ich dich damals, an unserem ersten Abend gefragt, wieso du das so lange mitgemacht hast. Auch ich habe sehr lange ausgehalten. Wir waren so gut wie verlobt. Aber es war nur so lange gut, solange ich alles gemacht habe, was sie oder ihre Eltern wollten. Außerdem haben sowohl sie, als auch ihre Eltern, meine Herkunft und somit meine Eltern, aufs Tiefste verachtet. Ich, der Sohn kleiner Bauersleute, war in ihren Augen niemals gut genug. Und es verging kaum ein Familientreffen, zu dem meine Eltern übrigens nie eingeladen wurden, bei dem nicht mehrmals spitze Bemerkungen fielen.“
Simon atmete tief durch. Die Erinnerung schien ihm zu schaffen zu machen. „Und weißt du, was das Schlimmste war? Ich selbst habe begonnen, mich wegen meiner Eltern zu schämen und sie zu verleugnen. Und ich habe sie damit schwer gekränkt, obwohl sie es nie gezeigt haben. Und dafür schäme ich mich noch heute. Meine Eltern sind die allerbesten Eltern, die man sich vorstellen kann. Aber als wir Abschlussfeier auf der Uni hatten, wir hatten zusammen studiert, kamen ihre Eltern mondän gestylt wie aus einem Hollywoodfilm und meine Eltern kamen…naja als Beppo und Herta…“ Sie hatten sich zwar für ihre Verhältnisse schick gemacht, aber unter all den anderen Eltern fielen sie auf. Und ich schämte mich wegen ihnen. Und das zerreißt mir heute noch das Herz.“
Simon schlug die Hände vors Gesicht. So sehr machte ihm die Erinnerung zu schaffen. Linda löste seine Hände vorsichtig und bedeckte sein Gesicht mit kleinen Küssen. „Ich kann dich so gut verstehen“, flüsterte sie und hielt ihn fest. Es gab jetzt nicht mehr zu sagen. Linda wusste, dass es schlussendlich gut war, dass Simon dieses Gefühl noch einmal hochkommen ließ. Vielleicht konnte er danach damit abschließen. Nach ein paar Minuten spürte sie, dass Simon leise weinte. Sie schlang wortlos ihre Arme um ihn und hielt ihn einfach fest. Und sie war glücklich darüber, dass er sich ihr in seiner Verletzlichkeit zeigte. Sie setzten sich einfach auf die Stufen eines Hauses und hielten sich in den Armen.
Noch lange saßen Linda und Simon in den Gassen von Venedig und erzählten sich aus ihrem Leben. Und da gab es erstaunlich viele Parallelen, nur mit dem großen Unterschied, dass Simons Eltern noch lebten. Und sie lernte diesen Hünen von einem Mann in dieser Nacht von einer ganz anderen Seite kennen. War Simon ihr bislang als unbeschwerter Pragmatiker erschienen, so erkannte sie in dieser Nacht erstmals, wie verletzlich und fragil auch er war. Und in diesen Simon verliebte sie sich hier, in den Gassen von Venedig. Auch diese Situation war zauberhaft und magisch und auch irgendwie unwirklich.
Die meisten Restaurants hatten schon lange geschlossen als sie sich auf den Weg zurück ins Hotel machten. Sie hielten sich wortlos an den Händen und wussten insgeheim, dass dieses Band, das heute Nacht entstanden war, so schnell niemand trennen konnte. Es war etwas Magisches geschehen. Vor dem Lift küssten sie sich noch einmal, bevor sie sich für den Rest der Nacht verabschiedeten.
Linda schwebte wie auf Wolken in ihr Zimmer. War es wirklich wahr? Hatte sie sich verliebt? Ein Gefühl, das sie glaubte, längst vergessen zu haben. Sie sah aus dem Fenster, hinunter auf die mystische Stadt und fühlte plötzlich in sich die Gewissheit, dass das Schicksal nun ihr Leben noch einmal völlig umkrempeln würde.
Wie gut, dass sie an diesem Abend noch nicht wusste, wie sehr ihr Leben sich noch verändern würde. An diesem Abend schlief sie einfach nur selig ein und freute sich auf den nächsten Tag mit Simon und den Kindern.
Hier ist der Artikel von letztem Jahr zu Silvester: Silverster – das neue Jahr begrüßen
Und heute Abend geht es hier auf Youtube weiter: Manou Gardner auf Youtube
Ich wünsche Dir einen wunderschönen letzten Tag im Jahr 2022
Manou Gardner Medium aka Manuela Pusker
Liebe Manu,
ich bin total gerührt! Wie so oft bei den einzelnen Folgen. Du bist eine wunderbare Erzählerin!!!
Für 2023 wünsche ich dir und deiner Familie Erfolg, Gesundheit und Glück!!
Von Herzen liebe Grüße,
Antonia
Ach, vielen Dank Du Liebe! Das wünsche ich dir und euch auch ❤️🙏❤️