Hier kommt Folge 24 aus Lindas neuem Leben. Auch heute verlinke ich wieder den Artikel zur kommenden Rauhnacht und wie gewohnt kommt heute Abend das Video zum Thema der Rauhnächte und der Vorbereitung auf das Neue Jahr.
Noch einmal ließ sie die letzten Monate Revue passieren. Vor noch nicht allzu langer Zeit war sie tagein, tagaus im Büro, das sie abgrundtief hasste. Zuhause der ewige Stress, Georgs Ansprüchen zu genügen und trotzdem ein wenig Zeit für sie selbst und für die Kinder zu finden. Alles drehte sich ständig im Kreis und im Inneren dieses Kreises stand Georg, der sie alle dirigierte. Und nun diese unendliche Freiheit. Alles war so sinnvoll. Ob es die Pflege des Hauses und der Tiere war, die Arbeit in Simons Praxis, die gemeinsamen Mahlzeiten mit Beppo und Herta…alles war das pure Leben.
Niemals hätte sie sich vorgestellt, dass sich so etwas jemals in ihrem Leben ereignen konnte – und schon gar nicht in dieser Geschwindigkeit. Und doch war seit heute etwas grundlegend anders. Da hatte sich etwas in ihre Idylle hineingeschlichen, von dem sie noch nicht wusste, ob das gut oder schlecht war. Aber sie wusste, dass es da jetzt kein Entrinnen gab. Sie musste sich dem stellen. Es gab keinesfalls die Option, das jetzt einfach alles rückgängig zu machen oder auf sich beruhen zu lassen. Sie war sich sicher, sie waren da in ein gewaltiges Abenteuer hineingeschlittert, das es zu erforschen galt.
Doch zunächst holte sie der Alltag wieder ein und sie beschloss, dass sie sich in den Schulferien der Kinder intensiv diesem Thema widmen wollte. Die Arbeiten in Simons Praxis ließen kaum Raum um über die seltsamen Vorkommnisse nachzudenken. Sie hatte alle Hände voll zu tun, die Handwerker zu koordinieren, Farben und Möbel auszusuchen und so weiter. Die Eröffnung stand schon kurz bevor.
Und dann passierte es: Eines Morgens kam Beppo in die Küche gerannt und rief: „Rasch, die Kühe haben gekalbt, alle drei auf einmal. Das muss heute Nacht passiert sein.“ Linda, Jonas und Klara liefen alle drei in Richtung der Weide. Und da standen sie alle drei mit ihren Kälbern und schleckten sie hingebungsvoll. Beppo warnte sie. „Geht nicht zu nahe hin. Die drei Mutterkühe sind es gewohnt, dass ihr Kälber weg geholt werden. Sie würden alles tun, um sie zu verteidigen. Daher setzten sie sich ganz ruhig ins Gras und schauten zu, wie die drei ihr Mutterglück genossen. Und tatsächlich schauten sie immer wieder misstrauisch zu ihnen hin. Da aber keiner Anstalten machte, sich der Weide zu nähern blieben sie halbwegs ruhig. Alle drei Kälber schienen gesund und munter zu sein. „Das ist ja selten, dass drei Kühe in der gleichen Nacht kalben“, sagte Beppo. „Aber sie haben es gut gemacht.“
Linda beschloss an diesem Tag, dass die Kinder nicht in die Schule gehen mussten. So etwas erlebt man nicht jeden Tag und die Ferien standen bereits vor der Tür. Es war nur noch eine Woche bis Schulschluss. Sie sollten ausgiebig Gelegenheit haben, die drei Damen zu beobachten.
Doch dies sollte nicht die letzte Überraschung des Tages werden. Als Linda aus der Praxis zurückkam war ein Brief vom Gericht in der Post. In zehn Tagen sollte die Verhandlung stattfinden. Georg beantragte das alleinige Sorgerecht. Und obwohl Linda wusste, dass es ziemlich unwahrscheinlich war, dass dem stattgegeben wurde, hatte sie einen dicken Kloß im Hals. Alles was mit Georg zu tun hatte, bedrohte ihre friedliche Welt.
Sie hatte sich die ganze Zeit immer wieder gewundert, dass es so ruhig geblieben war. Aber da sie ihn kannte, wusste sie, dass dies nur die Ruhe vor dem Sturm sein würde. Auch Simon schaffte es am Abend nicht, ihre Ängste zu zerstreuen, obwohl er ihr auf der Stelle eine gute Anwältin organisierte.
Die nächsten Tage waren für Linda wahnsinnig anstrengend. Sie versuchte, die friedliche Stimmung der letzten Wochen zu spüren, aber innerlich war sie vollkommen angespannt. Und somit war sie froh, als der Tag des Gerichtstermins endlich gekommen war. Sie hatte sich ausführlich mit ihrer Anwältin besprochen und mehr konnte sie nicht tun. Klara und Jonas hatten einen gesonderten Termin mit der Richterin bekommen und hatten ihre Aussagen bereits zu Protokoll gegeben. Und trotzdem schlug Lindas Herz bis zum Hals als sie den Gerichtssaal betrat.
Georg saß wie immer mit wichtiger und ernster Miene neben seinem Anwalt uns grinste sie widerlich süffisant an. In seinen Augen hatte er wohl bereits gewonnen. Obwohl Linda wusste, dass er bluffte, verkrampfte sich ihr Magen. Hatte er vielleicht doch noch einen Trumpf im Ärmel, den sie nicht kannte?
Die Richterin war sehr freundlich und Linda sah, dass sie Georgs Ausführungen über Lindas Unfähigkeit anwiderten. Georg zeigte sich während der ganzen Verhandlung von seiner unattraktivsten Seite. Linda hätte zumindest erwartet, dass er klug genug sei, sich vor Gericht zu verstellen. Aber offenbar war es ihm noch viel wichtiger, Linda in möglichst schlechtem Licht darzustellen.
Auch sein Anwalt schien davon nicht begeistert zu sein, denn er versuchte mehrmals, Georgs Redefluss zu unterbrechen. Doch Georg war in seinem Element. Er konnte es nicht einmal lassen, der Richterin zu erklären, dass ihm oftmals nichts Anderes übergeblieben war, als den Rat seiner Mutter einzuholen, da Linda in vielen Lebenslagen einfach unfähig gewesen war.
In diesem Moment verdrehte sogar die Richterin die Augen und sah Linda verschwörerisch an. Linda atmete auf. Georg war und blieb ein eitler, egozentrischer Gockel. Er hatte sich nicht einmal vor Gericht im Griff. Wahrscheinlich war das der Grund, warum die Richterin ihm kein Sorgerecht zusprach, sondern nur von Linda verlangte, dass sie sicherstellen musste, dass die Kinder mindestens zweiwöchig einen Tag mit ihrem Vater verbrachten. Sie begründete dies damit, dass die Kinder für Mitsprache alt genug waren und sich zuvor schon eindeutig für das Leben mit Linda ausgesprochen hatten.
Außerdem musste Georg den Höchstsatz für die Kinder bezahlen. Er nahm das Urteil Zähne knirschend zur Kenntnis. Seine Blicke in Richtung Linda waren voller Hass.
Als Linda das Gericht verließ, sah sie gerade noch, wie Georg von einer platinblonden Schönheit empfangen wurde. Er hatte also schon Ersatz gefunden. Linda merkte, dass nicht einmal ein Funke Eifersucht in ihr auftauchte. Die Platinblonde war riesig und sehr schlank. Jetzt hatte er endlich, was er immer an ihr vermisst hatte.
Sie hatte doch in der Zeit ihrer Ehe einige Pfund zugelegt. Interessanterweise waren diese überflüssigen Pfunde in den letzten Wochen nahezu völlig verschwunden, obwohl Linda sich stets ausgiebig über Hertas wunderbare und garantiert nicht kalorienarme Küche hergemacht hatte. Somit war auch dieses Kapitel ihres Lebens abgeschlossen.
Doch auch auf Linda wartete jemand vor dem Gerichtsgebäude. Als sie sich gerade von ihrer Anwältin herzlich verabschiedete, sah sie Simon mit einem riesigen Strauß Blumen auf der anderen Straßenseite. Freudig kam er auf sie zu. Linda war so erleichtert, dass sie ihm um den Hals fiel. Simon umfing sie zärtlich und drückte sie fest an sich.
Hier noch der Artikel zur kommenden Rauhnacht: Tag 6 der 13 heiligen Nächte
Und hier der Link zum Youtube Kanal: Manou Gardner auf Youtube
Ich wünsche Dir einen wunderschönen Donnerstag
Manou Gardner Medium aka Manuela Pusker
“Simon umfing sie zärtlich und drückte sie fest an sich.” … Ich hab`s doch gewusst!! 😉
Hach Antonia, du kennst dich scheinbar aus in der Belletristik 🤣🤣🤣😘