Hier kommt, heute etwas verspätet, die Fortsetzung von Lindas Abenteuern auf dem Breitner-Hof. Auch heute verlinke ich unten einen Artikel zur kommenden Rauhnacht mit einer ausführlichen Anleitung für das Ausräuchern des Hauses. Und heute Abend geht es mir dem Rauhnacht-Video weiter. Ich wünsche Dir einen wunderschönen Freitag!


Die kommenden Tage waren herrlich. Linda und Simon arbeiteten in der Praxis und abends saßen sie auf ein Glas Wein auf der Terrasse und besprachen allerhand. Ab Montag würden die Kinder Ferien haben und somit gab es auch keinen morgendlichen Zeitdruck mehr. Ab dem nächsten Schuljahr würden sie in Heidetal das Gymnasium besuchen.

Linda und Simon sahen sich oft tief in die Augen, doch keiner der beiden unternahm einen weiteren Schritt zu mehr. Vielmehr genossen sie die neu entstandene Nähe ohne sie zu gefährden. Herta und Beppo sahen die vertiefte Beziehung von den beiden mit vor Glück strahlenden Augen. Linda wäre sicher die beste Schwiegertochter, die sie sich wünschen könnten. Aber noch war es nicht so weit.

Am nächsten Samstag holte Georg die Kinder am Vormittag ab. Er würde mit ihnen zu seinen Eltern fahren. Jonas und Klara waren nicht begeistert, aber sie spielten mit und Linda redete ihnen gut zu. Die Kinder starteten nur mit mäßiger Begeisterung in den Tag mit ihrem Vater. Linda war voll und ganz damit beschäftigt, ihr Zimmer in verschiedenen Türkistönen zu gestalten. Abwechselnd strich sie Wände und nähte zwischendurch Vorhänge um, damit sich die müden Arme wieder etwas erholen konnten.

Die Möbel hatte sie in den letzten Tagen bereits gestrichen und geölt, sodass sie diese dann später mit Jonas und Klara reintragen konnte. Simon war den ganzen Tag in der Praxis, denn es wurden die neuen Geräte geliefert und angeschlossen. Sie war gerade fertig geworden, als Georgs Auto den Weg entlangfuhr.

Doch er und die Kinder waren nicht allein. Offenbar wollte er ihr die platinblonde Schönheit sogar vorstellen. Linda sah an sich hinunter. Sie war von Kopf bis Fuß mit Farbe beschmiert. Die ausgetretenen Turnschuhe boten einen herrlichen Kontrast zu den roten High Heels der Platinblonden.

Georg musterte Linda mit unverhohlener Verachtung. „Na, du siehst ja aus wie ein Handwerker“, sagte er und rümpfte dabei die Nase. Linda beachtete die Bemerkung nicht. Die Kinder stiegen aus, gaben ihrem Vater und der Platinblonden die Hand und verschwanden schweigend im Haus. „Möchtest du uns nichts zu trinken anbieten?“, fragte Georg mit schnippischem Ton.

Linda schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, aber ich bin mitten in der Arbeit. Ich muss weitermachen, bevor die Farbe austrocknet.“ Sie hatte nicht die geringste Lust auch nur wenige Minuten mit Georg und seiner neuen Freundin zu verbringen. Georg nahm die Abfuhr zu Kenntnis und stellte ihr jetzt die Beifahrerin vor. „Das ist übrigens Victoria. Victoria hat mir über die schwere Zeit hinweggeholfen.“ Linda nickte in Richtung Victoria. „Prima. Ich muss jetzt aber wirklich weitermachen. Ich wünsche euch einen schönen Abend“, sagte sie und ging zurück ins Haus.

Das hatte sich Georg wohl etwas anders vorgestellt. Sicher wäre er gerne ins Haus gekommen, um ein paar abfällige Bemerkungen zu machen. Aber das gönnte sie ihm nicht. Georg und seine Begleitung stiegen wieder ins Auto und Linda machte sich auf die Suche nach ihren Kindern. Jonas fand sie in seinem Zimmer. „Na, wie war`s?“, fragte sie betont fröhlich.

„Mein Vater ist das größte Arschloch, das ich kenne“, sagte Jonas und Linda sah, dass er wirklich sauer war. „Warum, was ist passiert?“, fragte sie. In dem Moment kam auch Klara aus ihrem Zimmer. „Wollen wir uns zum Nussbaum setzen und ihr erzählt, wie es war?“, fragte sie. Die beiden nickten und holten sich noch etwas zu trinken aus der Küche. „Hast du ihn nicht hereingelassen?“, fragte Klara. „Nein, darauf hatte ich wirklich keine Lust“, sagte Linda. „Das war gut“, sagte Jonas. „Er hatte nämlich vor, seiner blöden Freundin zu zeigen, in welch heruntergekommenen Umständen wir jetzt leben“, ergänzte Jonas.

„Oh, wie nett“, sagte Linda nur und war froh, dass sie auf ihr Bauchgefühl gehört hatte. „Aber erzählt doch mal“, sagte sie und sah die beiden aufmunternd an. „Zuerst waren wir bei Oma und Opa“, begann Klara zu erzählen. „Dort haben sie alle nur auf dir herumgehackt und sich darüber lustig gemacht, dass wir jetzt in einer alten Hütte im Wald wohnen. Danach haben Oma und Opa gesagt, dass das nicht gut für unsere Zukunft sei und dass wir doch standesgemäß aufwachsen sollten, und bei einer Mutter, die sich jetzt endgültig als Herumtreiberin entpuppt, keine Chance auf eine gute Zukunft haben.“

Linda sah, dass Klara mit den Tränen kämpfte und schluckte. Sollten sie es geschafft haben, den Kindern einzureden, dass das Leben mit ihr nicht gut genug war? Doch Klara sprach schon weiter. „Und als ich widersprochen habe und sagte, dass du keine Herumtreiberin bist und wir nicht in einer Hütte, sondern auf einem Hof wohnen, hat Oma mir einen Klaps auf den Mund gegeben.“ Bei der Erinnerung an diese Demütigung schluchzte Klara laut auf. Jonas erzählte weiter. „Klara ist dann aufgesprungen und dabei sind einige Gläser umgefallen. Opa hat sie geschnappt und ist mit ihr in die Bibliothek gegangen und hat sie furchtbar ausgeschimpft. Ich bin hinterher und dann war plötzlich das totale Chaos im Gange. Alle haben durcheinandergeredet und Papa hat uns beide sehr grob zurück an den Tisch gezerrt. Wir haben weitergegessen und die neue Freundin von Papa hat dauernd über irgendwas gekichert, das er ihr ins Ohr geflüstert hat. Das war so albern!“ Jonas schnaubte vor Empörung.

Linda atmete tief durch. Genauso hatte sie sich das mit Georg und seinen Eltern vorgestellt. Sie war erleichtert, dass sie es offenbar nicht geschafft hatten, in den Kindern Verwirrung anzurichten, denn die beiden waren einfach nur stinksauer und sichtlich froh, wieder auf dem Hof zu sein. Sie hingen alle drei ihren Gedanken nach, als sie Simon, Herta und Beppo über die Felder stapfen sahen.

Simon schaute Linda von oben bis unten an und in seinen Augen lag alles andere als Verachtung. Linda konnte Zuneigung und Bewunderung sehen. „Du siehst wunderbar aus in deiner Malerkluft“, sagte er dabei auch schon und Herta und Beppo nickten fröhlich. Herta sah Klaras verweinte Augen und so erzählten die Kinder die ganze Geschichte noch einmal. Linda sah, wie sich Simons Augen zu Schlitzen verengten. Er schien sich mehr zu ärgern als sie sich selbst. Das fühlte sich wunderbar an. Und nun war wieder so ein Moment, an dem sie spürte, was Familie wirklich bedeutete. Diese drei Menschen, von deren Existenz sie vor wenigen Wochen noch nicht einmal etwas wussten, waren ihr mehr ans Herz gewachsen, als Georg und seine Eltern in zwanzig Jahren.

„Ich habe eine Idee“, sagte Simon und alle schaute gespannt zu ihm.


Hier ist der Artikel für die kommende Rauhnacht mit einer ausführlichen Anleitung für das Ausräuchern des Hauses: 7. Rauhnacht und Ausräuchern

Und hier bei Youtube geht es heute Abend weiter: Manou Gardner auf Youtube

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