Sie schnappten Töpfe und Pfannen und machten sich wieder auf den Weg zu Herta und Beppo. Der Abend wurde lang. Sie saßen zu sechst um den Tisch und der Gesprächsstoff ging einfach nicht aus. Linda sah das Glück in Hertas und Beppos Augen glitzern und freute sich unbändig darüber, dass die beiden nun ihren Sohn wieder in ihrer Nähe hatten.
Am nächsten Morgen fuhr Linda die Kinder zur Schule und traf sich anschließend mit Simon. Auf dem Weg zur Praxis plauderten sie, als würden sie sich schon ewig kennen. Die Praxis war etwas heruntergekommen. „Die Geräte sind auch schon alt. Ich werde mich hoch verschulden und eine Menge neuer Geräte anschaffen müssen. „Wie finden sie die Räumlichkeiten?“
Linda schaute sich nochmal um, obwohl sie schon einen Eindruck hatte. „Alles etwas düster und trostlos. Ich würde das an ihrer Stelle etwas freundlicher gestalten. Die Technik ist schon Furcht einflößend genug.“ Simon sah sie kurz an und fragte: „Ich bin etwas überfordert und würde mich gerne um die Technik kümmern, könnten sie sich vorstellen, dass sie mir bei der Gestaltung der Räumlichkeiten helfen werden? Ich fürchte, dafür bin ich nicht so sehr geeignet.“
Linda freute sich. Das war eine Aufgabe, die ihr gefiel. „Ja, das würde ich sehr gerne machen. Ich liebe es, Räume zu gestalten“, antwortete Linda. „Ich werde dann gleich mal Fotos machen, dann wird es etwas plastischer. Haben sie einen Plan der Praxis?“, fragte sie. „Ja, den habe ich, ich suche ihn gleich für sie raus.
Sie können sich gar nicht vorstellen, wie erleichtert ich bin, dass sie mir hierbei unter die Arme greifen. Ich war gestern schon recht verzweifelt, weil das jetzt so viel ist, das ich in den nächsten Tagen erledigen und entscheiden muss. Sie müssen mir einfach sagen, was ich ihnen dafür schulde.“
Linda drehte sich einmal um die eigene Achse und fasste einen spontanen Entschluss. „Ich werde von meinem alten Arbeitgeber noch zwei Monate bezahlt und bin freigestellt. Daher kann ich auch in den beiden Monaten arbeiten, ohne etwas zu verlangen. So kann ich mich für die viele Unterstützung, die ich erhalten habe, auch revanchieren.“
Simon war sichtlich erfreut. „Wow! Das ist ein tolles Angebot. Danke Linda!“ Kurz hatte Linda das Gefühl, dass er sie beinahe umarmt hätte, aber er schien sich im letzten Moment anders entschieden zu haben. Linda nahm eine Zeit später den Plan in Empfang, kontrollierte nochmal, ob sie alle Räume fotografiert hatte und dann machten sie sich auf den Rückweg. Simon brachte Linda direkt zu ihrem Haus, aber als sie aus dem Wäldchen in die Einfahrt einbogen erstarrten sie beide vor Schreck.
Vor dem Breitner-Hof stand ein Transporter, zwei Polizeiautos und Beppo fuchtelte gerade mit den Händen in der Luft herum. „Ich glaube, ich habe ein dejà-vu“, sagte Linda. „Das hatte ich doch erst vor ein paar Tagen. Was hat Georg sich dieses Mal einfallen lassen?“ Sie holte tief Luft und stieg aus.
Doch als sie näher kam sah sie, dass es dieses Mal deutlich surrealer war, als beim letzten Mal. Und Georg war nirgendwo zu sehen. Neben der Bank unter dem Nussbaum standen drei Kühe. „Woher kommen die Kühe?“, fragte Linda und trat näher. Simon folgte ihr. Der Besitzer des Transporters ging gleich auf sie los. „Sie sind eine hinterhältige Diebin!“, schrie er Linda an.
Linda schluckte. Was wollte der von ihr? Sie hatte das Gefühl, gerade in einem besonders absurden Traum gelandet zu sein. „Kann mir jetzt bitte jemand erklären, was hier los ist?“, sagte sie nun auch deutlich lauter. Beppo und einer der Polizisten kamen auf sie zu. „Irgendwer hat die Kühe von Bauer Herbert auf deinen Hof gebracht“, sagte Beppo.
Der Polizist fragte: „Wo waren sie heute Vormittag?“ Linda atmete auf. Sie hatte ein wasserdichtes Alibi. „Ich war den ganzen Vormittag in der Praxis von Simon“, sagte sie. „Haben sie dafür Zeugen?“, fragte der Polizist und man sah ihm an, dass er sich in seiner Pflichterfüllung sehr wohl fühlte. „Ja allerdings“, sagte Linda. „Simon war die ganze Zeit dabei.“
Der Polizist notierte das alles auf einem Block. „Was hat es mit den Kühen auf sich?“, fragte Linda und trat etwas näher. Die drei Kühe schauten sehr verängstigt und Linda ging auf sie zu und streichelte ihre großen Köpfe. „Wir wissen, dass sie sich hier als Tierrechts-Aktivistin aufspielen“, schrie Bauer Herbert. „Sie haben meine Kühe entführen lassen. Die hätten heute zum Schlachter gehen sollen!“
Linda schaute die Kühe an und obwohl sie sich nicht mit Tieren auskannte, kamen ihr alle drei sehr wohlbeleibt vor. „Kann es sein, dass die Kühe schwanger sind?“, fragte sie und schaute von Bauer Herbert zu Beppo. Beppo nickte. „Ja, Herbert wollte die trächtigen Tiere zum Schlachter bringen. Das tut man eigentlich nicht. Irgendwer scheint sich gedacht zu haben, dass sie bei dir besser aufgehoben sind. Und auch wenn es unrecht ist, ich kann das verstehen. Das haben wir früher nie gemacht. Man schlachtet keine trächtigen Kühe!“, sagte er aufgebracht zu Bauer Herbert.
„Ich kann mir nicht leisten, Kühe durchzufüttern, die jetzt Wochen lang keine Milch mehr geben“, rief Herbert aufgebracht. „Und für die Kälber gibt es ja auch fast kein Geld mehr. Was soll ich sonst tun?“ „Das erklärt aber immer noch nicht, wie die Kühe auf meinen Hof kommen“, sagte Linda und schaute sich fragend um. „Hast du nichts gesehen, Beppo?“, fragte sie.
„Nein, ich war den ganzen Vormittag im Wald und habe Holz gemacht.“ „Und wie sind sie draufgekommen, bei mir nachzuschauen?“, fragte Linda in Richtung der Polizisten. „Wir sind erst gerufen worden, als der Eigentümer die Tiere hier gefunden hat“, sagte der Polizist, der sich auch die Notizen gemacht hatte.
„Alfred hat mir den Tipp gegeben, er sagte mir, dass sie Tiere einsammeln und eine Art Gnadenhof errichten wollen. Und da bin ich hierhergefahren und da waren sie auch. Und sie können mir nicht einreden, dass sie damit nichts zu tun haben. Ihr Städter kommt hier raus, habt keine Ahnung und erklärt uns, dass wir alles falsch machen“, sagte Herbert und Linda konnte sehen, dass er sich nicht wohl fühlte in seiner Haut.
„Ich bin weder Tierrechts-Aktivistin, noch erkläre ich jemandem, was er falsch oder richtig macht. Dazu verstehe ich viel zu wenig von Landwirtschaft und auch von Tieren. Ich habe die Hühner von Bauer Alfred nur deshalb mitgenommen, weil er sie sonst getötet hätte.“ Beppo stimmte dem zu. „Ja, Linda hat ganz sicher nicht deine Kühe gestohlen. Ich glaube vielmehr, dass es hier im Ort andere Leute gibt, die in Linda so etwas wie eine Mutter Theresa der Tiere sehen, und die Tiere zu ihr gebracht haben.“
„Das ist eine schöne Geschichte, Beppo“, sagte Bauer Herbert. „Du warst einmal einer von uns. Jetzt scheinst du dich mit dieser Städterin zu verbünden. Bist ja jetzt was Besseres, wenn dein Sohn in Heidetal eine Praxis führt. Aber bei mir kommst du mit dieser Geschichte nicht durch. Wahrscheinlich steckst du da mit drin.“
Beppo holte tief Luft. „Komm, hör` doch auf Herbert. Es reicht jetzt! Nimm deine Kühe und geh` nach Hause!“ „Das wird ein Nachspiel haben! Für euch alle!“, schrie Herbert und ging auf die Kühe zu. „Stopp!“, rief Linda. „Sie sagten, sie wollen die Kühe zum Schlachter bringen. Was würden sie denn vom Schlachter für sie bekommen?“ Bauer Herbert kratzte sich am Kopf. „Naja, eine Tausender pro Kuh würde ich sicher bekommen“, sagte er. Herta, die bis jetzt geschwiegen hatte, mischte sich nun ein. „Herbert, lüg` doch nicht so! Mehr als fünf Hunderter würdest du für die alten Kühe niemals bekommen. Schau sie dir doch an. Die taugen doch höchstens noch zu Suppenfleisch!“
Linda atmete ein paar Mal tief durch und sah in die schönen, liebevollen Augen der Kühe. Dann sagte sie: „Ich gebe ihnen 1500 für alle drei und sie lassen sie da.“ Herbert überlegte kurz und sagte dann: „2000 und sie gehören ihnen.“ Linda hatte damit gerechnet und nickte. „Gut. Abgemacht. Und ein Teil des Deals ist, dass sie mir glauben, dass ich sie nicht gestohlen habe.“ „Naja, sie können mir nicht vorschreiben, was ich zu glauben habe, aber ich kann zusagen, dass ich nichts mehr gegen sie unternehme.“
Wie wird Beppo reagieren? Wird er Linda helfen, oder wird sie alleine schauen müssen, was sie nun mit den neu erstandenen Kühen macht? Das erfahrt Ihr morgen.
Heute , am frühen Abend, startet nun das Rauhnachts-Special mit dem ersten Video zum Thema:
Mystische Wintersonnwende – wir machen uns bereit, uns mit den Ahnen zu verbinden
Und zwar hier auf meinem Youtube-Kanal: Manous Youtube Kanal
O Gott, jetzt auch noch Kühe, die bald kalben!!! Wie wird Linda das alles schaffen??? – Und mit dem Simon bandelt sich sicher etwas an 😉 …
Entschuldige meine Nervosität, aber die Geschichte ist sooo spannend…
Liebe Grüße, Antonia
🤣🤣🤣🤣🤣