Es ist gut, dass die alttestamentarische Vaterfigur in den meisten (westlichen) Familien abgelöst wurde, durch den engagierten und den Kindern zugewandte Vater. Väter spielen für Kinder eine wesentliche Rolle und jedes Kind, das einen engagierten Vater hat, hat einen großen Rückhalt im Leben. Natürlich hat auch hier immer alles zwei Seiten – die besten Eltern können zur Belastung werden, wenn sie dem Kind nicht genügend Freiraum einräumen. Doch erlebe ich es öfter so, dass gerade die Väter die Balance zwischen Behüten und Loslassen sehr gut halten können.
Wenn der Vater fehlt
Auch ich habe keinen Vater, zumindest keinen, den ich kenne. Und ich habe es oft in meinem Leben gewünscht, dass da ein Vater wäre, der für mich einmal eintritt, sich vor mich stellt und mich beschützt. Obwohl ich diese mangelnde Indentifikation mit den Eltern auch positiv erlebe, im Sinne von Freiheit, so ist es doch ein ewiges Sehnen. Leider ist es noch viel zu oft so, dass Väter wenig Verantwortung für ihre Kinder spüren, und sich nach der Trennung von der Mutter als nicht mehr zuständig betrachten. Dabei ahnen sie vermutlich nicht, was für eine Lücke sie im Leben ihres Kindes hinterlassen. Dieser männliche Aspekt in der Erziehung ist so unglaublich wichtig, weil er sich qualitativ vollkommen vom weiblichen, mütterlichen unterscheidet. Mütter zeichnen sich in vielen Fällen dadurch aus, dass sie sich viele Gedanken und somit auch Sorgen um ihren Nachwuchs machen, während Väter oftmals freilassender und entspannter sind. Väter haben mehr die Gabe, den Kindern viel mehr zuzutrauen. Vielleicht liegt das daran, dass das Kind eben nicht in ihnen gewachsen ist und sie dadurch innerlich eine etwas größere Distanz wahren können als Mütter. Und gerade diese Mischung aus Zugewandtheit und Distanz ermöglicht den Kindern, ihren eigenen Weg zu suchen. Fehlt dieser Aspekt und muss die Mutter all diese Aufgaben übernehmen, dann ist sie stets in einer Zwickmühle, ganz davon abgesehen, dass sie auch immer am Rand der Überlastung steht. Weder kann sie Aufgaben, noch Verantwortung mit einem ebenso involvierten Partner teilen. Diese Mütter (und selten auch Väter, die alleine erziehen) verdienen größten Respekt und eigentlich viel mehr Aufmerksamkeit von Seiten der Gesellschaft.
Wie die Elternschaft in Zukunft sein könnte
“Es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind großzuziehen” ist ein sehr bekanntes afrikanisches Sprichwort und darin steckt etwas sehr Wahres. Wenn es in der neuen Welt Gemeinschaften gibt, in denen Menschen leben und Kinder aufwachsen, ist es gut, wenn sich viele Menschen den Kindern liebevoll zuwenden. Ich meine damit nicht, dass man sich in die Erziehung einmischt, sondern dass man den Kindern zeigt, dass sie liebevoll ihren Platz – als Kind – einnehmen dürfen. Idealerweise dürfen Kinder bei allen Tätigkeiten mithelfen und lernen so schon früh, was im und am Haus, im Haushalt, im Leben zu tun ist. Wenn nun der eine Mensch das Kind mitnimmt um Holz zu machen und der andere, um Gemüse einzupflanzen und wieder ein anderer zeigt, wie man Tiere füttert, so sind die Eltern entlastet und in den Kindern wächst ein gesundes Verantwortungsgefühl für die Gemeinschaft. In vielen ländlichen Gegenden hat dies früher funktioniert und funktioniert es mehr oder minder bis heute. Aber dann meist zufällig. Es wäre wichtig, dieses Gefühl wieder neu zu definieren. In Zeiten, in denen man – sobald ein Kind mit einem anderen Menschen irgendwohin geht – zunächst einmal an sexuellen Missbrauch denkt, werden wir wieder lernen müssen, uns ganz neu gegenüber zu treten. Wir können nicht nahtlos an das Alte anknüpfen, sondern es muss genau hingeschaut und auch miteinander gesprochen werden, sodass solche Verdachtsmomente erst gar nicht entstehen können. Das ist eine der großen Herausforderung der neuen Welt.
Hommage an meinen Mann
Ja, auch heute darf ich mich glücklich schätzen, einen Vater für meine Kinder zu haben, der sie stets im Herzen trägt. Es ist gar nicht notwendig, dass der Vater ständig um die Kinder kreist, aber die Gewissheit in den Kindern, dass da ein Vater ist, der alles mitträgt, der an sie denkt, wenn sie eine Schularbeit schreiben, der ihre Konzerte und Aufführungen besucht, obwohl er eigentlich keine Zeit hat, das tut den Kindern gut. Auch einen Vater zu haben, der klare Regeln aufstellt und sie zur Mithilfe in Haus und Garten verpflichtet, und ihnen auf diesem Weg zeigt, dass sie wichtig sind im Familiengefüge, ist ein großer Segen. Ich persönlich bin sehr froh, auch die Verantwortung teilen zu können und ich weiß das zu schätzen, da ich mit meinen ersten Kindern über einen größeren Zeitraum praktisch alleinerziehend war. Deshalb bin ich meinem Mann dankbar, dass er um seine Vaterschaft auch kein großes Gedöns macht, sondern sie als das Natürlichste der Welt betrachtet und vollumfänglich ergreift.
Tja, nun werde ich – gemeinsam mit den Kindern – dem besten aller Väter ein gebührendes Frühstück servieren, damit er zumindest einen kurzen Moment lang das Gefühl hat, dass heute ein besonderer Tag ist 🙂 Wie das ja auch beim Muttertag praktiziert wird.
In diesem Sinne wünsche ich Euch allen einen schönen Sonntag und insbesondere den Vätern einen tollen Tag!
Manou Gardner Medium aka Manuela Pusker