Die Erdenreise Teil 26

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Mit diesem Ereignis hatte sich das ganze Leben auf der Erde verändert. Überall auf der Welt traten die Menschen auf die Straßen. Menschen, die bisher in Unterdrückung gelebt hatten, erkannten nun, dass dies kein gottgewolltes Schicksal war, sondern dass sie von anderen Menschen dazu gezwungen wurden, damit diese immer noch mehr Profite machten. An manchen Stellen auf der Erde kam es zu Streit, an anderen begannen die Menschen sich in Gruppen zusammenzutun und neue Wege zu finden. All die Projekte, die die verschiedenen Sender nun schon initiiert hatten, wurden in Windeseile umgesetzt. An manchen Stellen entstanden Höfe für Tiere, die sich dort wohlfühlen durften und artgerecht gehalten wurden. Millionen von Hühnern wurden aus den grausamen Tierfabriken befreit und liebevolle Menschen gaben ihnen Wiesen und Ställe, wo sie leben durften.

Phanuel begleitete eines dieser Projekte und war anwesend, als die Hühner gebracht wurden. Er sah, wie sie das erste Mal ihre Füße auf das Gras stellten und plötzlich Platz genug hatten, ihre Flügel zu spreizen. Immer mehr Wiesen wurden abgesteckt. Und obwohl es Winter war und kalt, genossen die Tiere es sichtlich, dass sie nun in Würde leben durften. Sie bekamen große Ställe mit Stroh und Sägespänen, in denen sie sich an das neue Leben gewöhnen durften. Die Füße, die teilweise ganz gekrümmt waren, weil sie bisher nur gewohnt waren, auf Gitterstäben zu stehen, konnten endlich auf gutem und weichem Boden stehen.

In die anderen Ställe wurden Schweine gebracht. Die klugen Tiere waren ganz verängstigt, denn sie waren es nicht gewohnt, dass sie Platz hatten und sich bewegen durften. Und plötzlich konnten sie miteinander spielen und sich im Stroh wälzen. Wieder ein anderes Projekt kümmerte sich um Milchkühe, die das erste Mal in ihrem Leben ihre Kälber behalten durften. Viele der Kühe waren hoch trächtig und durch die Aufregung des Transports gebaren sie ihre Kälber früher. Und sie konnten es kaum glauben, dass niemand kam, und ihnen ihre Babys wegnahm. Ganz aufgeregt leckten die Kühe immer wieder das Fell ihrer Kinder und man sah das Glück in ihren großen, gutmütigen Augen. Viele Menschen erklärten sich bereit, ihr Geld in diese Projekte zu stecken. Phanuel kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, wie viel Energie in den Menschen steckte, wenn sie das tun durften, was ihrer Natur entsprach.

Michael begleitete den Aufbau des alternativen Gesundheitszentrums. Diese Gruppe hatte ein wunderschönes Hotel mit einem großen Park am Stadtrand von Wien gefunden, das sie nach und nach ausbauen würden. Doch die ersten Patienten konnten bereits empfangen werden und sie kümmerten sich um chronische, von der Schulmedizin bereits aufgegebene, Erkrankungen. In der ehemaligen Hotelküche standen Menschen, die sich dem Kochen von gesunder Nahrung verschrieben hatten und bereiteten für die ersten Patienten wunderbare, heilsame Kost zu. Therapeuten, Künstler, Ärzte und andere Heilkundige lernten gerade, wie es war, wenn man über alle Disziplinen zusammenarbeitete. Natürlich war dies anfangs nicht leicht und sie mussten sich erst einmal verständigen und jeder durfte lernen, dem Anderen auch zunächst einmal zuzuhören. Aber es dauerte nicht lange, und sie hatten Konzepte und Möglichkeiten gefunden, wie sie die Patienten bestmöglich versorgen konnten. Und da Weihnachten vor der Tür stand, schmückten sie das ehemalige Hotel und gaben den kranken Menschen das erste Mal das Gefühl, dass sich nun jemand um all ihre Bedürfnisse kümmern würde.

Eigentlich hatte Michael gar nichts zu tun, sondern er beobachtete nur und lernte, dass die Menschen über eine unglaubliche Schöpfer- und Schaffenskraft verfügten. Und er wunderte sich, wie schnell sich dies alles herumsprach. Denn schon wenige Stunden, nachdem sie geöffnet hatten, standen die Patienten bereits Schlange. Vieles war noch nicht vorhanden und es musste an allen Ecken und Enden improvisiert werden, aber die vielen Ärzte und Ärztinnen, Heiler, Krankenschwestern und Pfleger, Therapeutinnen und Schamanen fanden Wege, wie sie die ungewohnte Situation meistern konnten.

Gabriel leistete Unterstützung in Martins Werkstatt. Hier entstanden in Windeseile die Wagen für die obdachlosen Menschen. Immer mehr von ihnen kamen und halfen auch mit, die Wagen zu bauen. Freudestrahlend zogen sie dann mit ihrem mobilen Zuhause von dannen. Nun waren sie frei und trotzdem geschützt. Viele Firmen hatten sich gemeldet, die Material und Maschinen zur Verfügung stellten, sodass sie die Wagen zwar außen mit einer Holzwand bauten, aber innen war der ganze Wagen mit Styropor ausgekleidet, sodass es im Innenraum im Winter warm und im Sommer kühl blieb. 

Hannes hatte unglaublich viel im Sender zu tun. Die pensionierten Anwälte, Richter und Notare und die Damen aus Klaras Wohltätigkeitsverein waren fast rund um die Uhr damit beschäftigt, die richtigen Menschen zusammenzubringen und dadurch entstanden in Windeseile eine Menge völlig neuer Initiativen.

Und immer noch zogen die Cherubim, Seraphim und Aralim über den Himmel. Und immer wieder blieben die Menschen stehen und schauten nach oben. Nicht einmal 24 Stunden nach dem Eintritt dieses Ereignisses hatte sich die ganze Erde verändert. Martin schaute auch sehr oft nach oben und er wusste, dass der Gesang der Engel dazu beitrug, dass die Transformation auf der Erde relativ friedlich verlief. Immer wenn die Menschen in Gefahr liefen, sich zu streiten, konzentrierten sie sich wieder auf diesen Gesang, der ihre Gemüter sofort glättete. Während Martin sägte, hobelte und schliff dachte er immer wieder an Theo und Luisa und wo und unter welchem Namen sie nun lebten. Er vermisste die beiden. Er liebte ihr sonniges Wesen und ihre bescheidene, freundliche und hilfsbereite Art. Und das Wissen darum, dass er sie unter Umständen niemals mehr wiedersehen würde, war sein einziger Wermutstropfen in dieser ansonsten so zauberhaften Zeit. Doch er vertraute den Engeln und bat inständig darum, dass sie wieder in sein Leben treten würden. Sie waren es, die sein Leben vollständig verändert hatten. Und nicht nur seines, sondern auch das von Klara, Hannes und mittlerweile vielen tausenden Menschen da draußen, die nun begannen eine neue Welt zu bauen.

Jonas war am Vormittag in der Schule gewesen. Viele seiner Mitschüler waren nicht gekommen. Anscheinend betraf diese Veränderung, die überall zu bemerken war, auch seine Mitschüler. Aber sie waren eine kleine und engagierte Gruppe und endlich konnte er wieder so viele Fragen stellen, wie er wollte. All diejenigen, die ihn das letzte Mal dafür gerügt hatten, dass er plötzlich zum Streber geworden war, waren heute nicht gekommen. Er genoss die Zeit in der Klasse mit nur einer Handvoll Schüler. Die Lehrer waren ausgesprochen aufgeschlossen, um mit ihnen über die aktuellen Ereignisse zu diskutieren. Es wusste ja keiner so genau, was eigentlich geschehen war. Doch speziell die Lehrerin für Philosophie und Ethik begann darüber zu sprechen, wie dies alles zustande gekommen war. Die paar engagierten Schüler erfuhren, dass sie nun Zeitzeugen einer Entwicklung wurden, die es in dieser Form noch gar nie gegeben hatte und dass es auch jetzt keine vorgegebenen Regeln mehr gab. Die Menschen waren nun aufgerufen, die Regeln für ihr Zusammenleben auf der Grundlage des freien Willens und ihres Gewissens selbst zu definieren. Aller erstrahlte in einem neuen Glanz.

Jonas konnte gar nicht genug davon bekommen, zu erfahren, wie die Entwicklung der Menschen bisher stattgefunden hatte und wie die Menschen, obwohl sie doch eigentlich sehr klug waren, immer mehr von ihren Freiheiten der Bequemlichkeit geopfert hatten. So hatte er das Ganze noch gar nie gesehen. Und es kam ihm vor, als würde er gerade aus einem ganz langen Schlaf erwachen. Und nicht nur er, sondern nahezu alle Menschen begannen nun, diese Fragen zu stellen.

Mongila hatte Sarah bei sich in der kleinen Fabrik aufgenommen. Mohammed, der Textilunternehmer, bezahlte ihr ein kleines Haus, damit sie mit ihren Kindern in Mongilas kleiner Fabrik arbeiten konnte, bis die große Fabrik fertig gestellt war. Mongila hatte alle Hände voll zu tun und war froh, dass Sarah nun immer öfter auch auf ihre Kinder schaute, wenn sie Gespräche mit neuen Mitarbeiterinnen führte. Sie und Sarah waren rasch Freundinnen geworden. Es war schön, wenn man seine Arbeiten gemeinsam machen konnte und nicht für alles alleine verantwortlich war. Die Frauen in der Fabrik hatten auch die Idee gehabt, dass immer eine von ihnen für sich und alle anderen kochte und somit hatten sie eine wunderbare Arbeitsteilung. Sie mussten gar keine starren Regeln aufstellen, sondern es fügte sich immer alles, da jede der Frauen sich für die Arbeit und die Fabrik verantwortlich fühlte. Für die Kinder fühlten sich sowieso alle verantwortlich und jede der Frauen hatte ein Auge auf sie.

Weihnachten nahte und Hannes, Martin, Klara und die Erzengel fragten sich, wie dies alles nun weitergehen würde. Würde es so friedlich und arbeitsam bleiben, oder würden größere Konflikte entstehen?

Und wie es denn sein wird, erfahrt ihr morgen!

Ich wünsche euch eine gute Nacht und süße Träume

Manou

2 Antworten zu „Die Erdenreise Teil 26“

  1. Avatar von Antonia Braditsch
    Antonia Braditsch

    Liebe Manou,
    schön, in soviel Wonne zu schwelgen! Bitte weiter so!
    Liebe Grüße, Antonia

    PS: Beim alternativen Gesundheitszentrum wäre ich gerne dabei 😉
    …. in dem auch immer eine/einer von ihnen für sich und alle anderen kochen könnte… 🙂

    1. Avatar von Manuela Pusker

      Jaaaaaaaa, und das Tolle ist, das ist alles möglich…man muss es nur tun

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